In der Weise des 111. Psalms im Lobwasser zu singen

In vnsrer grossen Angst vnd Pein

Ist vnsre Zuflucht Gott allein,

Er lässet vns nicht trostlohß stehen:

Wär er nicht durch sein Gnaden-Wort

Noch vnser bester Schutz vnd Hort,

Wir müsten warlich vnttergehen.


Wenn hat der Tod vns nicht verhert?

Das Hertz ist vns schier auffgezehrt,

Für seufftzen wil der Athem schwinden,

Von weinen sind ohn vntterlaß

Die Augen roht, die Wangen naß

Noch wissen wir nicht Rhu zu finden.
[348]

Was läst das Glück auff vnser Haus

Mit Hoheit sich betrieglich aus,

Vnd greifft vns wieder tieff zum Hertzen?

Dieß was es schenckt mit einer Hand

Wird durch die andre fort entwand,

Mit Kindern pflegt man so zu schertzen.


Kein Mensch mehr seh' erfrewlich an

Sein edles Haus, den liebsten Mann,

Der Kinder vnd der Enckel Scharen,

Das Glück hält nirgends standhafft Fuß,

Die Zeit kömmt, daß man mit verdrus

Offt alles sieht von hinnen fahren.


Gott, der du vnsre Zeit gezehlt,

Dem keine Rechnung noch gefehlt,

Der du beherschest Tod vnd Leben

Vnd bleibest ohn Beginn vnd Ziel,

Wenn wir, der Fäll vnd Zeiten Spiel,

Sampt allem gutte Nacht gegeben:


Weil wir sehn alles vnttergehn

Vnd dich ohn End allein bestehn,

Hilff daß wir blohß an dich vns halten,

In dir verlieren wir sie nicht,

Wir schicken sie in jenes Liecht

Voraus, die selig vns erkalten.


Wer fragt nach Welt vnd Glückes List,

Wenn du vns nur nicht schrecklich bist?

Laß deinen Trost vns nicht gebrechen,

Gieb vns die Hoffnung ein, daß wir,

Die du vns eintzeln raffst von hier,

Dort sämptlich werden wieder sprechen.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 3, Halle a.d.S. 1937, S. 339-340,348-349.
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