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[67] Indem jetzt meine Seele schawt,
Wie inniglich doch eine Braut
Sich vber ihrem Breutgam frewet:
So komm ich, Heyland, recht darauff,
Wie ich Dir auch bin zugeträwet,
Ich komm' auff meiner Seelen Kauff,
Den Du Dir hast zu thun verpflichtet,
Vnd durch dein Blut ins Werck gerichtet.
Mein Gott, was kam ich Dir zu stehn!
Wie arm pflag ich herein zu gehn!
Ich war zerfleischt vnd abgerissen,
Gewaltzt in meinem Blut vnd Koht,
Sehr Kranck am Leib' vnd am Gewissen,
Es war so groß auch meine Noht,
Daß schon mein Leben auff der Schwellen
Da saß, vnd wolte zu der Höllen.
Wie liessest Du da meine Pein
Dir, Jesu, angelegen sein!
Du hast mich auß vnd auß geheilet
Vnd meiner Blöß' ein schönes Kleid
Durch deinen trewen Tod, ertheilet;
Mit Vnschuld vnd Gerechtigkeit
(Durch die wir werden ewig leben)
Hast Du, O Christe, mich vmbgeben.
Mit solchem Edlen Schmuck geziert
Ward ich, die Braut, Dir zugeführt,
Vnd Dir zur Rechten Hand gestellet.
Wie hast Du da mich angeblickt!
Wie freundlich Dich zu mir gesellet!
Du hast mich an dein Hertz gedrückt,
Nicht vnterlassen mich zu küssen
Vnd deinen Armen einzuschliessen.
Nun dieses machet, Süsser Hort,
Daß ich auch liege fort vnd fort
In Liebe gegen Dir gefangen:
Mein Hertze brennet stets nach Dir,
Du hast die Adern mir durchgangen,
Komm, süsser Mund, komm, edle Zier!
Komm, hoch gewünschtes frewden-Oehle!
Komm, meiner Seelen liebste Seele!
Denn ohne Dich, mein Auffenthalt,
Bin ich erfroren, tod vnd kalt.
Erquicke mich in deinen Armen;
Entzünde mich, O Lebens-Licht!
Ich kan durchaus sonst nicht erwarmen,
Hilffst Du mir, Liebster Breutgam, nicht.
Komm, lass den Himmel zu ererben
Vor Liebe gegen Dich mich sterben!