[204] Vor 1648.
Hat meines Hertzens keusche Brunst
Dann bey dem Himmel keine Gunst,
Daß ich dich, Schönste, muß verlassen?
Hie wo du stets mit Neid vnd List
Der falschen Zungen, die dich hassen,
Mein Sinnen-Trost, umbgeben bist?
Entschlag dich aber aller Pein
Vnd laß dein Hertz versichert seyn,
Daß ich kurtzumb nicht von dir scheide,
Mein blosser Schatten zeucht von hier,
Ich aber bleib' in Lieb' vnd Leide
Stets umb dich her vnd diene dir.
Laß nur die Mißgunst immerhin
Vergifftet aus verboßtem Sinn'
Auff dich zu stechen sich bemühen,
Es schmertzt sie, daß dein Glantz vnd Pracht,
Du edle Rose, so mus blühen
Vnd sie, die Hecken, schamroht macht.
Es kömpt, ob Gott wil, noch die Zeit,
Daß wir der Disteln rauhes Kleidt
Durch unsrer Liebe Brunst verbrennen,
Da man hergegen nichts an dir,
Du güldne Bluhme, wird erkennen
Als Glantz vnd unverwelckte Zier.
Nun, hiemit reis' ich auff den Schluß
Des Himmels, dem ich folgen muß,
Doch wo ich mich befinden werde,
Daselbst wird auch dein Licht vnd Schein,
Dein Sinn vnd höfliches Geberde
Mein Thun, Red' vnd Gedancken seyn.
Ach, wenn es kürtzlich wird geschehn,
Daß ich dich wieder werde sehn
Vnd deiner Gegenwart geniessen,
Ich werde dieses Gut, mein Liecht,
Mit nichts hie zu vertauschen wissen,
Mit keinem Kayserthum auch nicht.