Aus dem Frantzösischen: l'adore le merite De la belle Carite

[207] Vor 1648.


So heb' ich hoch Carithen

Verdienst, Sie zu begüten,

Himmlisch gantz

Ist jhr Glantz,

Ihre Brust

Meine Lust,

Ob ich es gleich verheele,

Daß ich umb Sie mich quehle.


O harter Spruch, wenn lieben

Währ' etwas Böses üben!

Trag' ich doch

Länger noch

Nicht ohn Todt

Diese Noht,

Nichts ärgers kan geschehen,

Als, was man liebt, nicht sehen.


Mein weg-seyn, meint' ich, würde

Entladen mich der Bürde,

Keine List,

Wie sie ist,

Noch kein Fall

überall

Kan mich der Lieb' entheben,

So bin ich Ihr ergeben.


Wie denn? zum Vngehewer!

Lescht nichts mir dieses Fewer?

Sie, mein Liecht,

Scheint mir nicht,

Ihre Zier

Fleucht für mir,

Sol dann die Fluth der Augen

Es nicht zu leschen taugen?


Nein. Denn ich trag' im Hertzen

Ihr Bild vnd helle Kertzen,

Amor macht

Tag vnd Nacht,

Daß mein Sinn

Stets sieht hin

Auff das Verdienst Carihten,

Die ich gern wil begüten.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 1, Halle a.d.S. 1936, S. 207.
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