Casta placent superis

[44] Vor 1638.


Hie habt jhr, jhr Jungfrawen,

Was ohne Schein vnd List

Recht wehrt an Euch zu schawen

Vnd höchst zu lieben ist:

Ihr mögt durch schöne Jugend

Gefallen wem jhr wolt,

Der Keuschheit güldnen Tugend

Sind Gott vnd Menschen hold.


Ihr Lob kan fest bestehen

Vnd helt beharrlich Fuß,

Wenn aller Pracht vergehen

Vnd flüchtig werden muß.

Der Wangen Farb vnd Leben

Wird außgestrichen seyn,

Wenn Ehr vnd Zucht wird geben

Den allerbesten Schein.


Legt hie an diese Wahre

Die nicht verderben kan

Das thewre Gold der Jahre

Die zarte Jugend an!

Seht, daß jhr ewre Seele

Mit jhren Farben mahlt,

Durch die des Leibes Höle

Wird Sonnen-klahr bestralt.
[44]

Wisst jhr herauß zu streichen

Den Leib, der Erde trägt,

So werd' auch Schmuck im gleichen

Dem Hertzen angelegt;

Lasst nicht den Sack der Motten,

Die Haut, vnd das Gebein,

Das endlich muß verrotten,

Mehr als die Seele seyn!

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 1, Halle a.d.S. 1936, S. 44-45.
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