Christian Hempel und Anna Fahrenheid

29. Brachmonat 1654.


Die Jugend sucht' einmal

Was nützliches zu haben

Von Venus, Sie befahl

Es Amor ihrem Knaben:

Dieser sinnet hin und her

Was es seyn solt' ohngefehr,

Endlich fällt der Tantz ihm ein

Der sol das beste seyn.


Er hat da Seiten-klang,

Lust, Anmuht, Gnüge, Leben,

Gespräche, Schertz, Gesang

Vnd sich ihm mitgegeben:

Wodurch unsre Schenckel sind

Leicht als Federn, schnell als Wind,

Vnd wir springen wie ein Reh

Hoch auff der Berge Höh.


Von solchen Zeiten an

Ist tantzen jungen Hertzen,

Was keine Lust seyn kan,

Hie brechen sich die Schmertzen,

Hie vergeht die Traurigkeit,

Hie wohnt lauter güldne Zeit,

Wann man die im Reyen führt,

Die uns das Hertz gerührt.


Denn wer verliebet ist

Vnd geht mit der im Reyen

Die er ihm hat erkiest,

Sie meint ihn auch mit trewen,

Der besitzt nach seinem Muth

Mehr noch als ein Fürsten-Gut,

Seinen Tantz vertauscht er nicht

Vielleicht umb dieses Licht.


Vnd wer verdencket wol

Es auch der grünen Jugend?

Lebt sie nur wie sie soll

Vnd strebt nach Ehr und Tugend,

Vnd vermählt die Ehrbarkeit

Mit dem Reyen allezeit,

Was sie denn für Kurtzweil übt,

Das alles wird beliebt.
[44]

Mit dem Bescheid heran,

Wer Füsse hat zu springen!

Jetzt zeig' er seinen Mann,

Weil Spiel und Saiten singen:

Wünschet diesem Edlen Paar

Glück und Segen-reiche Jahr,

Vnd gedencket stets dabey,

Daß alles eitel sey.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 1, Halle a.d.S. 1936, S. 26-27,44-45.
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