Gesang bey des Edlen vnd Hochberühmten Herren Martin Opitzen von Boberfeldt, etc. etc. hocherfrewlichen Gegenwart Zu Königsbergk in Preussen

[51] Im Jahre 1638 Den 29. Tag des Hew-Monats,


Gesungen von Simon Dachen.


Ist es vnsrer Seiten Werck'

Je einmahl so wol gelungen,

Das wir dir, O Königsbergk,

Etwas gutes vorgesungen,

So vernimm auch dieß dabey,

Wer desselben Stiffter sey:


Dieser Mann, durch welchen dir

Jetzt die Ehre wiederfähret,

Das der Deutschen Preiß vnd Zier

Sämptlich bey dir eingekehret,

Opitz, den die gantze Welt

Für der Deutschen Wunder helt.
[51]

Ach der Außbund vnd Begriff

Aller hohen Kunst vnd Gaben,

Die der Alten Weißheit tieff

Ihrem Ertz' hat eingegraben,

Vnd der lieben Vorfahrt Handt

Vns so trewlich zugesandt!


Man erschricket, wenn er nun

Seiner tieff erforschten Sachen

Abgrundt anhebt auff-zuthun,

Vnd sein Geist beginnt zu wachen,

Wer alsdan Ihn loß sieht gehn,

Der sieht Welschlandt vnd Athen.


Orpheus giebt schon besser Kauff,

Hört er dieses Mannes Seiten,

Vnser Maro horchet auff,

Sagt: was sol mir das bedeuten?

Wird der Weisen Lieder Ruhm

Nun der Deutschen Eigenthum?


Ja, Herr Opitz, ewrer Kunst

Mag es Deutschland einig dancken,

Das der frembden Sprachen Gunst

Mercklich schon beginnt zu wancken,

Vnd man numehr ins gemein

Lieber Deutsch begehrt zu sein.


Wer hat ewrer süssen Handt

Diesen Nachdruck mit gegeben,

Daß das gantze Norden-Landt,

Wenn Ihr schlagt, sich muß erheben,

Vnd so mancher Edler Geist,

Euch zu folgen sich befleist?


Last den stoltzen Thracer-Fluß

Nicht so trotzig sich ergiessen,

Vnd den edlen Mincius

Was bescheidentlicher fliessen,

Ewres Bobers kleine Fluth

Nimpt doch allen nun den Muth.


Wol euch, Herr! was für ein Lohn

Hat sich hie mit eingedinget?

Daß von hie-ab ewer Thon

Bis in jenes Leben dringet,

Dessen Nachklangk aller Zeit

Vnd vergängnüß sich befreyt.


Hie kunt' ewre Jugend zwar

Schon den Lorber-Krantz erjagen,

Aber dort wird ewer Haar

Erst der Ehren Krohne tragen,

Die euch David gern gesteht,

Weil Ihr seinen Fußpfad geht.


Doch wird auch des Pregels Randt,

Weil er ist, von Euch nicht schweigen,

Was von vns hie wird bekant,

Was wir singen oder geigen,

Vnser Nahme, Lust vnd Ruhe

Stehen Euch, Herr Opitz, zu.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 1, Halle a.d.S. 1936, S. 51-52.
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