Horto recreamur amæno

[88] Vor 1640.


An diesem Orth alhie

Wil ich mich aller Müh'

Vnd Trawrigkeit entschlagen,

Vnd was hieher erspahrt,

Nach Liedern bester Arth

Instendig fragen.


Herr Bruder, Orpheus Kind,

Hebt an, mit mir beginnt

Ein Lied so vns ergetze!

In was für Noht vnd Pein

Der falschen Liebes-Schein

Vns Menschen setze,
[88]

Wie Sylvius der Hirt

So sehr geplaget wird,

Wenn Phyllis jhn verachtet,

Vnd nach wild-frembder Gunst

Auß leicht-gesinnter Brunst

Begierig trachtet.


Ich bin mein Bawer-Lied

Nach ewrem bald bemüht

Auß kurtzweil anzuheben;

Wenn dieß zu End gebracht,

So sing' ich: Gute Nacht

Du falsches Leben!


Dieß wil der Bäume Zier

Vnd dieses gute Bier,

Dieß wil der Garte wissen;

Dieß Wünscht die kleine Bach,

Indem sie nach vnd nach

Geht vor sich fliessen.


Die Zeit vnd wir vergehn;

Was wir hie sehen stehn

In diesem schönen Garten,

Verwelckt in kurtzer Zeit,

Weil schon deß Herbstes Neid

Scheint drauff zu warten.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 1, Halle a.d.S. 1936, S. 88-89.
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