[46] Vor 1638.
Nimfe, gieb mir selbst den Mund,
So wird mir dein Hertze kundt,
Reich mir deiner Armen Band,
Der gewünschten Liebe Pfand!
Denn, so lange du noch nicht
Mir gehorchen wirst, mein Liecht,
Wird dein Lieben nur ein Schein
Vnd vor nichts zu achten seyn.
Trewe Lieb' ist jederzeit
Zu gehorsamen bereit,
Hat Ihr Thun gerichtet hinn
Auff des Liebsten Hertz vnd Sinn.
Glut bricht von sich selbst hervor
Vnd stösst jhre Flamm empor,
Wo sich Rauch vnd Dampff nur findt,
Muß vergehn durch Lufft vnd Wind.
Schämst du aber dich vor mir,
So gedencke, meine Zier,
Daß ich das bin, was du bist,
Vnd werd' jetzt nicht erst geküsst!
Wo ich mich, gleich wie du wol
Auch mit andern schämen sol,
Würde nicht die gantze Welt
In gar kurtzer Zeit gefällt?
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Venus hat sich, wie bekannt,
Zum Adonis selbst gewandt,
Vnd mit jhm so manche Nacht
In der Liebe zugebracht.
Komm, der Mond am Firmament
Hat sich schon zu vns gewendt,
Komm, die Nacht kömpt auch heran
Da sich küsset was nur kan!
Morgen, hör ich, wilst du fort
Von vns an ein frembdes Orth,
Vnd wer weiß auff welchen Tag
Ich dich wieder sprechen mag;
Darumb Hertz mich ohne schew,
Daß ich deiner Inndenck sey!
Ich bitt' einmal noch jetzund:
Nymfe, gib mir selbst den Mund!