Quid non præstat Amor?

[91] Vor 1641.


Mein schönes Lieb verließ mit mir,

Ich solt in diesem Garten

Ein wenig Ihrer warten,

So sitz ich vnd verschmachte schier.

Wo bleibstu doch, mein süsses Leben?

Seum nicht, mein Sonnen-Schein,

Mit öpffeln wart ich dein,

Vnd Trauben von dem besten Reben.


Hie, wo der Baum vns Schatten giebt,

Die Winde lieblich wehen,

Vnd meinen Kummer sehen,

Sol seyn, was mir vnd dir beliebt;

Ich habe Graß hieher getragen

Vnd weiß von keiner Ruh,

Es mangelt nichts, als Du,

Lass mich nicht vber Vntrew klagen!


Ach Mutter! haltet jhr Sie an,

So wil ich euch beschwehren

Bey meiner Glut vnd Zehren,

Bey allem, was euch lieb seyn kan,

Bey Ihren sittsamen Geberden,

Bey jhrem jungen Blut

Vnd Tugendthafften Muth,

Der alles zwingt, was lebt auff Erden,


Biß daß Ihr lasst mein Trost vnd Licht.

Ich aber wil indessen

Nur Ihre Zier ermessen,

Die Mein vnd mich dazu zerbricht.

Betreugt mich aber mein Verlangen,

So sol nach langer Noht

An diesem Orth der Todt

An Ihre stat mich doch vmbfangen.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 1, Halle a.d.S. 1936, S. 91.
Lizenz:
Kategorien: