Bey liebreicher und wolgemeinter Zusammenkunfft vornehmer vnd gutter Freunde Bey dem Ehrnvesten Nahmhafften vnd Wolweisen Herrn Andreas Knobloch, Kneiphöffischen Königsb. Wolverordneten Gerichtsverwandten meinem Hochgeehrten Herrn Gefatter guthertzig geschrieben
1647. 14. Lentzmonat.
Was, Herr Knobloch, sol bedeuten
Diese wehrte Gasterey,
Die recht vngeschminckte Trew
Anstellt von so lieben Leuten?
Wird wo ewre Tochter Braut?
Welche? wer hat sie geschawt?
Ist es angerichtet worden
Ewrer Söhne wem zu gut?
Trit wo Görg das fromme Blut
Schon in den Studenten-Orden?
Oder meinet ewer Hauß,
Fastnacht sey noch nicht rein aus?
Nein! kehrt meinen Schertz zum besten,
Ach jhr thut das Hertzens Grundt
Ewren newen Schwägern kunt,
Diese wollt jhr jetzt begästen,
Vnd bey allen in gemein
Gutter Freundschafft Stiffter seyn.
[179]
O ein löbliches beginnen,
Wenn sich Freunde wol begehn
Vnd in zuvertrawen stehn!
Dieß kan erstlich Gott gewinnen,
Dieß hat grosses Heil gebracht
Vnd ein Hauß zur Stadt gemacht.
Warumb wollen wir vns zweyen
Vnd vmb etwas, das vieleicht
Auch nicht einer Bohnen gleicht,
Leben wie die wilden Löwen?
Da der Zungen scharffes Schwerdt
Biß durch Hertz vnd Seele fährt.
Seht, wie kurtz wir Menschen wehren,
Wir vergehn wie jetzt der Schnee,
Sol der Misgunst Gram vnd Weh
Vns noch vor der Zeit verzehren?
Wisst, daß ein vergällter Muth
Sich den ärgsten Schaden thut.
Ist dan wer der Streit mus üben,
Gut, er seh' hie aber zu,
Daß er andern Abbruch thue
Damit, daß er baß kan lieben,
Mehr kan leiden, vnd das Feld
Durch der Sanfftmuth Kampff behält.
Lasset vns mit dem Bescheide,
Liebsten, jetzt beysammen seyn,
Weiset Argwohn, List vnd Pein
Fern in die beschneete Heyde,
Stellt Vertrawen, Glimpff vnd Raht
Lieb vnd Lust an jhre stat.
Nehmt, was Euch die Zeit wil geben,
Was vns morgen kräncken kan,
Dar gedenck' jetzt niemand an,
Braut vnd Bräutgam gilt dieß Leben,
Welcher Liebe, wie man spürt,
Von dem Himmel selber rührt.
Trincket auff das wolergehen
Ihrer Heyraht frisch vmbher,
Wünscht, daß Vnglück vnd Beschwer
Fern von Ihnen müsse stehen,
Vnd der liebreich' Hochzeit-Tag
Wol begangen werden mag.
Frewt Euch, trautstes Paar, für allen!
Was hie Ewer Auge sieht,
Alle Frölicheit geschicht
Euch insonders zu gefallen,
Zeiget hurtig frisch vnd frey,
Daß es Euch gefällig sey.
Ewre Liebe steht im Segen,
Dessen jhr versichert seydt,
Lasst Euch weder Haß noch Neidt
Von Standhafftigheit bewegen,
Was sich mehr hie singen lässt,
Spahr' ich auff das Hochzeit-Fest.
Buchempfehlung
Als Hoffmanns Verleger Reimer ihn 1818 zu einem dritten Erzählzyklus - nach den Fantasie- und den Nachtstücken - animiert, entscheidet sich der Autor, die Sammlung in eine Rahmenhandlung zu kleiden, die seiner Lebenswelt entlehnt ist. In den Jahren von 1814 bis 1818 traf sich E.T.A. Hoffmann regelmäßig mit literarischen Freunden, zu denen u.a. Fouqué und Chamisso gehörten, zu sogenannten Seraphinen-Abenden. Daraus entwickelt er die Serapionsbrüder, die sich gegenseitig als vermeintliche Autoren ihre Erzählungen vortragen und dabei dem serapiontischen Prinzip folgen, jede Form von Nachahmungspoetik und jeden sogenannten Realismus zu unterlassen, sondern allein das im Inneren des Künstlers geschaute Bild durch die Kunst der Poesie der Außenwelt zu zeigen. Der Zyklus enthält unter anderen diese Erzählungen: Rat Krespel, Die Fermate, Der Dichter und der Komponist, Ein Fragment aus dem Leben dreier Freunde, Der Artushof, Die Bergwerke zu Falun, Nußknacker und Mausekönig, Der Kampf der Sänger, Die Automate, Doge und Dogaresse, Meister Martin der Küfner und seine Gesellen, Das fremde Kind, Der unheimliche Gast, Das Fräulein von Scuderi, Spieler-Glück, Der Baron von B., Signor Formica
746 Seiten, 24.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.
468 Seiten, 19.80 Euro