Sigismund Scharff und Regina Schimmelfennig

24. Apr. 1645.


Nichts nach Heyraht fragen

Ist der Rhue entsagen,

Hold seyn aller Noht,

Ist sich selber hassen,

Wollen seyn verlassen

Vnd lebendig todt.

Welche Raht annehmen,

Werden dem, was Gott gefällt,

Vnd der Ordnung aller Welt

Sich bequemen.


Sie sind zu erweichen,

Sehn nach jhres gleichen

Vnd vorauß auff Gott,

Der wil selbst sie paaren,

Wil sie stets bewahren

Für Gefahr vnd Spott:

Wil sein Werck erhalten

In gewünschter Einigkeit,

Wenn des Glückes trübe Zeit

Sucht zu walten.


Wol, O wol euch allen,

Denen es gefallen

So verliebt zu seyn!

Ihr könnt sicher gehen

Vnd ohn wancken stehen,

Fiel die Welt gleich ein;

Werdet im Gewissen

Aller Angst vnd Furcht befreyt

Vnd nicht leicht von Eitelkeit

Fort gerissen.


Worauff jhr euch gründet,

Was euch fest verbindet,

Ist nicht schnödes Gut

Oder schöne Jugend,

Sondern Zucht vnd Tugend

Vnd standhaffter Muht,

Der nicht fällt zurücke,

Sondern krieget stets den Preiß,

Daß er zu begegnen weiß

Beydem Glücke.


Gnüge sol auff Erden

Euch nach Wunsche werden,

Daß kein Wider-Wind

Euch groß wird beleiden,

Ja jhr solt in Frewden

Schawen Kindes Kind,

Vnd in grawen Haaren

Dieses armen Lebens satt

In des Himmels schöne Stadt

Selig fahren.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 1, Halle a.d.S. 1936, S. 141-142,144.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Stifter, Adalbert

Die Mappe meines Urgroßvaters

Die Mappe meines Urgroßvaters

Der Erzähler findet das Tagebuch seines Urgroßvaters, der sich als Arzt im böhmischen Hinterland niedergelassen hatte und nach einem gescheiterten Selbstmordversuch begann, dieses Tagebuch zu schreiben. Stifter arbeitete gut zwei Jahrzehnte an dieser Erzählung, die er sein »Lieblingskind« nannte.

156 Seiten, 6.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon