Konradin

[324] Was steigt herab der Alpen Hang,

Im Waffenglanz, mit Harfenklang,

Das jugendschöne Haupt umrollt

Von sonnenheller Locken Gold?

Wer ist der Jüngling ohne Fehl?

Ist's Sankt Georg, ist's Gabriel?

Ist's hoch vom Gral Herr Lohengrin?

Wo sind die Schwäne, die ihn ziehn?

Nein, nein, das ist jung Konradin!

Italia, setz' den Brautkranz auf:

Dein Bräut'gam naht, der Hohenstauf'!

Kein Schloß so fest, kein Herz so kalt, –

Aufschließt sich's dieser Lichtgestalt![324]

Er braucht kein Schwert, er zieht durchs Land

Mit einer Rose in der Hand

Und alle jubeln, die ihn schau'n,

Die Männer und die schönen Frau'n:

»Bekränzt das Tor, bestreut den Pfad,

Der deutsche Sonnenjüngling naht!«

Quelle:
Felix Dahn: Gesammelte Werke. Band 5: Gedichte und Balladen, Leipzig 1912, S. 324-325.
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