An Deutsch-Österreich

[605] Auf, mein Deutsch-Österreich,

Rüste walkürengleich

Helm, Schild und Speer.

Wie an des Rheines Strand

Glorreich die Wache stand,

So für dein Donauland

Schwinge die Wehr!


Treu deinem Kaiserhaus

Breite die Schwingen aus,

Zweiköpf'ger Aar.[605]

Was dir die Stärke schafft,

Was dich macht adlerhaft,

Das ist die deutsche Kraft,

Frei, kühn und wahr!


Du hast jahrhundertlang

Türken- und Slawendrang

Sieghaft entschart.

Was du mit Heldenmut,

Was du mit edlem Blut

Schufest zu deutschem Gut,

Halt' es bewahrt!


Ob dich, Deutsch-Österreich,

Rudeln von Wölfen gleich,

Feind auch umkreist, –

Vorwärts! durch Wolken dicht

Strahlend die Sonne bricht,

Sieg gibt die Menge nicht:

Sieg gibt der Geist!


Und nicht in Einsamkeit

Kämpfst du den harten Streit; –

Treu dir gesellt,

Schild an Schild, Tritt an Tritt

Streitet dein Deutschland mit:

Schwestern, – im Siegesschritt

Stürmt ihr die Welt!

Quelle:
Felix Dahn: Gesammelte Werke. Band 5: Gedichte und Balladen, Leipzig 1912, S. 605-606.
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