[Komm, komm, o du, der Anmuth]

[78] Komm, komm, o du, der Anmuth

Hellleuchtendes Gestirne,

Entsende deine Strahlen,

Entfalte deine Zauber,

Entraffe die Besinnung

Den Selbstbeherrschungseitlen,

Beweise, daß die Schönheit

Gewaltiger, denn Alles,

Was sich hienieden stark nennt,

Ein übermächt'ger Fallstrick

Für jede stolze Tugend

Und steife Sitte sei!

Beschäme mir der Schule

Gespreizte Majestäten,

Verwirre mir der Frömmler

Geschraubte Puritäten,

Vernichte mir der Heuchler

Erlogne Dignitäten,

Zu deinen Füßen liege

Weltoffenbar und bettle

Um einen Blick der Gnade

Die ganze Clerisei!

Quelle:
Georg Friedrich Daumer: Hafis. Hamburg 1846, S. 78-79.
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