Ein heiliger Gruß

[520] Ich danke dir, du edler Abendgeist.

Dein letztes Licht mich heute glücklich preist.

Ein heiliger Gruß kam mir im Tag gereist

Von ihr, die ferne, süße Liebe heißt.


Ein dunkelblauer Berg im Westen schwebt.

Breit in die Ewigkeit er sich erhebt

Zum Abendfunken, der im Äther bebt.

Der Berg ist wie die Brust, die sehnend lebt.


Am Fenster lehne ich und danke dir,

Dein Geist kam segnend heute her zu mir,

Geliebte. Wie das Fenster vor dem Abend hier,

So warten wir, so warten beide wir.


(Tosari, 17. August 1917)


Quelle:
Max Dauthendey: Gesammelte Werke in 6 Bänden, Band 4: Lyrik und kleinere Versdichtungen, München 1925, S. 520.
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