Es irrt die Windsbraut ums Haus verstört

[255] Es irrt die Windsbraut ums Haus verstört,

Durch die Schlüssellöcher man's klagen hört;

Ist wie ein Lied, das umgeht herrenlos

Und sucht sich zum Bleiben heut einen Herd,

Daran es wachsen kann, wie eine Feuersbrunst groß,

Und kommt wie ein Wolkenbruch über die Erd'.

Es klagt die Windsbraut verstört ums Haus,

Es gehn heut Schicksalsstimmen herein und hinaus,

Als riß man den Singvögeln die Zungen aus.


Quelle:
Max Dauthendey: Gesammelte Werke in 6 Bänden, Band 4: Lyrik und kleinere Versdichtungen, München 1925, S. 255.
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