Im Zimmer deine zarte Brust sich atmend auf und ab bewegt

[285] Der blaue Tag liegt in dem Fensterrahmen unerregt.

Im Zimmer deine zarte Brust sich atmend auf und ab bewegt,

Als ist zu atmen schon allein des Lebens allerhöchste Lust.

Windstille liegt am Berge draußen unbewußt,

Als hat die Erde weite Wege heut zurückgelegt.

Und durch die Fenster sieht der Berg auf deine Brust,

Die keinen Augenblick ermüdet stille liegt.

Ein Vogel hoch hin überm Himmel einsam fliegt

Und wie dein Atem ohne Pausen sich über allen Bergen wiegt.

Quelle:
Max Dauthendey: Gesammelte Werke in 6 Bänden, Band 4: Lyrik und kleinere Versdichtungen, München 1925, S. 285.
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