Versonnen wie die Augenblicke, von denen keine Tafeln schreiben

[258] Durch die Abendberge, wie eine eiserne Schrift,

Der gewundene Fluß im Tal hinschreibt.

Wie auf graue Tafeln mit eisernem Stift,

Und wie ein ewig Wort er eingegraben bleibt.[258]

Doch flüchtig nur stehen an steiniger Stell'

Am Berg bei mir oben die Anemonen,

Die wie die Taubenschaar weiß auf Höhen wohnen

Und im Abend noch lange helleuchtend bleiben,

Versonnen wie die Augenblicke, von denen keine Tafeln schreiben.


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Max Dauthendey: Gesammelte Werke in 6 Bänden, Band 4: Lyrik und kleinere Versdichtungen, München 1925, S. 258-259.
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