Ach, Lippen, haltet kaum Rast

[168] Es quillt aus dem Abend hervor

Der Kräuter und Gräser Geruch,

Als duften Sträuße verdorrt

In einem uralten Buch.


Beim Weg am Berg empor

Dunstet das Heu gemäht,

Rauscht eine Sense noch spät,

Und Wolke bei Wolke lauscht.


Im Garten am Pflaumenbaum

Schütteln zwei Hände am Ast.

Ja, ein Sommer ist bald verpraßt.

Ach, Lippen, haltet kaum Rast,

Und küßt auch noch im Traum.


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Max Dauthendey: Gesammelte Werke in 6 Bänden, Band 4: Lyrik und kleinere Versdichtungen, München 1925, S. 168-169.
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