Alles wird wertlos

[140] Als ich Abschied nahm von deinem Mund,

Hielt mich noch dein Haar wie Arme fest;

Ich ward stumm von der Stille jener Stund,

Und von deiner Träne blind,

Die mich nicht mehr verläßt.


Wenn du mich verläßt,

Kann mein Herz nicht fliegen,

Und sitzt wie ein nasser Vogel im Nest.


Sonst seh ich in alle Kammern hinein,

Doch wenn du mich verläßt,

Steh ich an Türen von Stein.


Alles wird wertlos,

Auch's Gold in der Hand,

Und die Sehnsucht führt mich

Hinkend durchs Land.
[140]

Quelle:
Max Dauthendey: Gesammelte Werke in 6 Bänden, Band 4: Lyrik und kleinere Versdichtungen, München 1925, S. 140-141.
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