|
[173] Abreise.
Nach einem Aufenthalte von 25 Tagen verließ ich die Insel, nachdem ich den Kolonisten versprochen hatte, ihnen wo möglich aus Brasilien noch allerlei nützliche Dinge zu übersenden, wenn sich nur irgend eine Gelegenheit dazu finden lasse, besonders Rindvieh, Schaafe, Schweine, denn die beiden Kühe und das Kalb, die ich in England für sie an Bord genommen hatte, waren wir, wegen Verlängerung der Ueberfahrt und der Vermehrung der Mitfahrenden, genöthigt gewesen zu verzehren.[173]
Als ich Abschied nahm, begleiteten mich alle Kolonisten, Männer, Weiber und Kinder bis an die Mündung des Flusses, wo die Schluppe unsers Schiffes mich erwartete. Wir winkten uns noch lange zu, und als ich das Schiff bestiegen, und dieses die Anker gelichtet hatte, begrüßten wir die Insel mit fünf Kanonenschüssen, und setzten mit gutem Winde unsere Fahrt nach der Bay von Todos los Santos in Brasilien fort, die wir nach drei Wochen, doch nicht ohne ein Abentheuer bestanden zu haben, erreichten. Schon am dritten Tage nach unserer Abfahrt, bei sehr lauem Winde, trieben wir mit starker Strömung Ostnord-ostwärts, und entdeckten Nachmittags Land, doch konnten wir nicht erkennen, ob es Inseln oder Festland wäre, das es in bedeutender Entfernung im Osten lag. Nach ungefähr einer Stunde bemerkte man an der Küste viele Bewegung; der Bootsmann bestieg den Fokmast mit dem Fernglase, und meldete, daß eine ganze Armee sich an der Küste einschiffe, wo wenigstens tausend Kanots versammelt und eine bedeutende Anzahl schon im Anzuge wären. Ich war nicht wenig bestürzt, weil ein Angriff mit solcher Ueberlegenheit nicht wohl ohne Blutvergießen ablaufen konnte. Mein Neffe und die Schiffsmannschaft, die auf der Insel so viel von Menschenfressern gehört hatten, fürchteten in den ersten Augenblicken schon, von den Wilden gefressen zu werden, da der Strom uns gegen die Küste trieb, und die Windstille uns keine Hülfe bot. Ich ermuthigte indeß meinen Neffen und seine Leute gar bald, ließ beide Schluppen aussetzen und bemannen, so daß eine am[174] Hintertheil, die andere am Vordertheil des Schiffes sich dicht anlegten, und da das Einzige, was zu befürchten war, darin bestand, daß es den Feinden, wegen ihrer Menge, gelingen möchte, das Fahrzeug in Brand zu stecken, so mußten die Leute in den Schluppen sich mit Gefäßen versehen, um nöthigenfalls zu löschen; auch auf dem Schiffe selbst ward alles, was Wasser enthalten konnte, gefüllt, und zum Gebrauche bereit gehalten; überdies war Alles bewaffnet, und Kanonen sowohl als Kleingewehr geladen. Währenddem war die feindliche Flottille, die aber nicht tausend sondern nur gegen 120 – 150 Kanots stark war, so nahe gekommen, daß wir uns gegenseitig konnten sprechen hören. Die Schluppen erhielten Befehl, zu verhindern, daß die Feinde nicht zu nahe kämen, aber dies gab gerade Gelegenheit zum Gefecht. Fünf oder sechs ihrer größten Kanots näherten sich der großen Schluppe auf einen Steinwurf; unsere Mannschaft machte ihnen ein Zeichen, sich zu entfernen; sie verstanden es recht wohl, statt dessen aber warfen sie einige 50 Wurfspieße gegen sie, wodurch ein Matrose gefährlich verwundet wurde. Unsere Leute erhielten jedoch Befehl, nicht zu feuern, und man reichte ihnen Planken vom Schiffe herab, um sich damit gegen fernere Wurfspieße oder Pfeile zu decken. Nun aber ruderte der ganze Schwarm muthig heran, und zwar gegen den Hintertheil unsers Fahrzeuges, und ich erkannte gleich, daß es von den nämlichen Wilden waren, die zuweilen auf meiner Insel zu landen pflegten. Als sie auf einen Wurf entfernt waren, kamen sie mehr vorwärts, so daß sie uns gerade gegenüber[175] still hielten. Nun befahl ich Freitag, sich auf's Halbdeck zu begeben, und sie zu fragen, was sie begehrten? Ihre Antwort bestand in einer Wolke von Pfeilen, und da der gute Freitag allein und ganz bloß stand, so erhielt er drei Wunden, woran er auf der Stelle erlag. Bis dahin hatte ich alles Feuern verhindert, nun aber vom Schmerz über den unersetzlichen Verlust meines treuen Gefährten überwältigt, kannte ich weder Mitleiden noch Erbarmen mehr, und ließ fünf Kanonen mit Kartätschen und eben so viele mit Kugeln geladen, in den dichten Haufen der Kanots abfeuern, und mit dieser einzigen Lage war das ganze Gefecht beendigt; eine Menge Kanots, deren Anzahl wir ungezählt ließen, ward theils zertrümmert, theils in Grund gebohrt, Alles was noch flott war, ruderte in solchem Schrecken und in so großer Verwirrung davon, daß noch viele Kanots an einander stießen und untergiengen. In ein paar Stunden war weit und breit keines mehr zu erblicken; dagegen schwammen eine Menge todter und verwundeter Wilder, auch viele noch unverletzte umher, die aber keine Fahrzeuge mehr hatten, so daß noch viele von denselben müssen ersoffen seyn. Wir fiengen einen der unverletzten, der schon beinahe eine Stunde lang in der Nähe des Schiffes herum schwamm. Leider hatten wir nach dem Tode meines unvergeßlichen Freitags keinen Dolmetscher, und die Sprache des Aufgefangenen war so unverständlich, daß selbst lange nachher, als er Englisch verstand, man seine Gurgellaute kaum verstehen konnte, und er[176] wußte auf unsere Frage nach dem Beweggrunde ihres feindseligen Angriffes nichts zu antworten.
Nachdem wir unser Schiff wieder in Ordnung gebracht, auch Freitag mit großer Feierlichkeit in's Meer versenkt hatten, segelten wir weiter, verloren das Land bald wieder aus dem Gesichte, und entdeckten es erst am fünfzehnten Tage nach dem Gefecht wieder, umsegelten dann Kap S. Augustin, und giengen drei Tage nachher in der Bucht Allerheiligen vor Anker. Mit der größten Mühe und den beschwerlichsten Einschränkungen erhielten wir Erlaubniß, mit den Einwohnern sprechen zu dürfen. Mir fiel dies am unangenehmsten, weil ich gern meinen ehemaligen Pflanzungsgenossen gesprochen hätte, doch war ich so glücklich, ihm meine Ankunft wissen zu lassen. Nur erst, nachdem er dem Gouverneur vorgestellt, daß ich ehmals dem Kloster S. Augustin 500 Moidoren und den Armen 200 geschenkt habe, erhielten wir Erlaubniß, das Land zu betreten, doch durften wir nichts ausladen, und wir wurden strenge beaufsichtigt. Allein es gelang mir doch, allerlei an's Land zu bringen, womit ich meinen Assozierten beschenkte, so wie auch er mich beschenkte.
Hier ließ ich nun mein Fahrzeug aus den mitgebrachten Stücken zusammen setzen, und dann beladen. Der vorzüglichste Theil der Ladung bestand aus drei Kühen, fünf Kälbern, fünfundzwanzig Schweinen, davon drei trächtig waren, zwei Stuten und einem Hengst. Was aber noch vorzüglicher war, und zum Bestand der Kolonie und zum Glück der Spanier insbesondere das Meiste beitragen sollte, waren drei portugiesische[177] Weiber, die auf meiner Insel eine bessere Zukunft erwarteten, als sie hier hoffen konnten, besonders da sich noch andere Personen einfanden, die sich dort niederlassen wollten.
Mein Assozierter sprach mir nämlich von einem biesigen Pflanzer von seiner Bekanntschaft, der unvorsichtig genug gewesen, so daß man aus seinen Reden schloß, er sey kein Katholik, und daher Gefahr lief, der Inquisition in die Hände zu fallen, sich also zu entfernen und anderwärts anzusiedeln wünschte. Es gelang uns, ihn mit seiner Frau und zwei Töchtern der Verfolgung unbemerkt zu entziehen, und auf unser Schiff zu bringen, von wo er, als mein Fahrzeug zusammengefügt und segelfertig war, auf dieses übergieng. Wir Beide unterstützten ihn, indem mein Gefährte ihm Geld auf seine Pflanzung vorschoß, auch so viel, als möglich war, von beweglichen Gütern rettete und mitgab, ich aber dafür sorgte, daß er auf meiner Insel im nördlichen Theile ein hinlängliches Gelände erhielt, um eine neue Pflanzung einzurichten.
Ausser diesen meldeten sich noch Andere, um sich dort niederzulassen. Einer unserer Matrosen, der ehmals Pflanzer in Maryland gewesen, bekam Lust, wieder nach meiner Insel zurückzukehren, wo es ihm gefallen hatte. Das ich nun für mein Boot Mannschaft suchte, bot er sich dazu an, wenn ich ihm Land zu einer Pflanzung und eine Empfehlung an den Präsidenten mitgeben wollte. Ich stand keinen Augenblick an, ihm das zu versprechen, und gab ihm unsern Gefangenen als Sklaven mit, doch sollte er diesen auf der Insel als[178] freien Knecht behandeln. Das sowohl der portugiesische Pflanzer als der Matrose sich auf die Pflanzung wohl verstanden, auch vielerlei Gewächse und Saamen, unter anderm Zuckerrohr, nebst Ackergeräthen sich anzuschaffen und mitzunehmen wußten, so ließ sich mit Grund ein glücklicher Erfolg erwarten. Es fand sich ein tüchtiger Schiffer, nebst mehrern brasilianischen Seeleuten zur Bemannung des Boots, und als dieses in wenigen Tagen segelfertig war, gab ich dem Schiffer, der dasselbe befehligte, einen umständlichen Bericht über die Lage, Ansicht und Beschaffenheit meiner Insel, so daß er sie nicht verfehlen konnte; dann auch einen Brief an den Präsidenten, worin ich ihm die Weisung gab, den neuen Ankömmlingen bei den letzt Angesiedelten in der nördlichen Gegend hinlängliches Gelände, Kleidung, Geräthe und alles das, was sie zum Gedeihen ihrer Kolonie bedurften, zu liefern, denselben die gleichen Rechte, wie allen übrigen Pflanzern, zu ertheilen, die drei Weiber und die beiden Töchtern des Brasilianers mit seinen spanischen oder portugiesischen Gefährten zu verheirathen. Das Fahrzeug segelte ab, und kam glücklich auf der Insel an, und es läßt sich leicht denken, wie angenehm die Ladung den Kolonisten war; nach einem kurzen Aufenthalt kehrte es nach Brasilien zurück, wo mein Assozierter sich dessen noch einigemal bediente, um allerlei Bedürfnisse nach meiner Insel zu senden, wodurch die Kolonie ganz vorzüglich hätte gedeihen sollen. Allein den späterhin von ihm erhaltenen Briefen zufolge war[179] dies gar nicht der Fall, sondern sie gieng nach und nach zu Grunde.
Ich erfuhr die Schicksale dieser auf meiner Insel zurückgelassenen Kolonie erst nach vielen Jahren, als ich bei meiner Zurückkunft in England mehrere Briefe aus Brasilien vorfand, die zum Theil schon sehr alt waren. Der Zeitfolge gemäß gehörte das, was hierüber noch zu berichten ist, an das Ende meiner eigenen Geschichte; ich will es aber gleich hier einrücken, um nachher nicht mehr darauf zurückkommen zu müssen.
Mit den letzten Ankömmlingen bestand die Bevölkerung der Insel aus sechsundsechszig Seelen, ohne die Kinder. So lang Don Gusman lebte, und der Kolonie als Präsident vorstand, gieng alles nach Wunsch, allein nachdem er und mehrere Spanier, wie auch Atkins, gestorben, entstanden Zwistigkeiten unter den Ansiedlern, und da keiner einer vorzüglichern Achtung, und noch weniger einer hinlänglichen Autorität genoß, so ward die Unordnung immer größer und allgemeiner. Fünf der noch lebenden Spanier, eben die, welche die letztangekommenen Weiber und Mädchen geheirathet, benutzten die Ankunft des Fahrzeugs, das mein Genosse der Insel zugeschickt hatte, um nach Brasilien zu den Menschen und einige derselben von da in ihr Vaterland zurückzukehren. Als die Emigration einmal angefangen, bekamen auch Andere Lust dazu, welche durch mehrere Angriffe der Wilden vermehrt ward, die zwar zurück geschlagen wurden, aber doch viel Schaden verursachten, wobei verschiedene Kolonisten verwundet oder gar getödtet wurden. Da ihre letzte Hoffnung auf[180] mir beruhte, so schrieben sie mir nach London, wo ich auch nach meiner langjährigen Zurückkunft ihre Zuschrift fand, die aber schon fünf Jahre alt und es schon zu spät war, etwas für sie zu unternehmen, denn ich fand unter den andern dabei befindlichen Briefen die völlige Auflösung der Kolonie, und sogar die Verwüstung der Insel durch Erdbeben, wovon ich selbst ein drohendes Beispiel erlebt hatte.
Ausser was dies Naturereigniß bewirkte, muß ich mir selbst den Untergang der Niederlassung vorwerfen. Meine erste Abreise hätte ich ohne anders bis zur Zurückkunft Don Gusmans und seiner Gefährten aufschieben sollen, welches der Kapitän, der mir so viel Verpflichtung hatte, keineswegs würde verweigert haben. Dies hätte mir Gelegenheit gegeben, wenigstens vorläufige Einrichtungen zu treffen, wodurch die Engländer verhindert worden wären, alle den Unfug zu treiben, der schon damals die Kolonie zu vernichten drohte. Statt dessen ließ ich diese Unholde im Besitze der Insel. Wenn meine voreilige Abreise sich durch die Sehnsucht, nach einer so langen Abwesenheit, wieder in die menschliche Gesellschaft zurückzukehren entschuldigen liesse, so hätte ich nicht nur Zeit genug gehabt, während meinem letzten Aufenthalt nicht nur einen bloßen Umriß einer Staatsform, sondern bestimmte Einrichtungen zu treffen und einzuführen, um jeder zukünftigen Verwirrung vorzubeugen, besonders aber, um die Kolonie entweder mit Brasilien, wohin ich eben fuhr, oder mit andern europäischen Niederlassungen, die in der Nähe meiner Fahrt lagen, in Verbindung[181] und Handelsverkehr zu setzen, um ihre Erzeugnisse mit Vortheil abzusetzen, und gegen andere Bedürfnisse zu vertauschen. Besonders aber hätte ich nicht vernachlässigen sollen, meine Insel und ihre Bevölkerung unter Schutz der Regierung Großbritanniens zu setzen, die mir eine gesetzmäßige, erbliche Landesherrlichkeit nicht verweigert haben würde. Dadurch erst würde das Aufblühen, das Gedeihen und die Sicherheit derselben begründet worden seyn.
Man wird mich vielleicht fragen: ob der französische Geistliche, dessen Eifer, Weisheit und Menschenliebe ich so sehr bewunderte, mir hierüber keine Vorstellungen gemacht, und nach meiner Abreise nicht alles aufgeboten, um dem Verfall der Kolonie vorzubeugen. Hierauf dient, daß derselbe nicht auf der Insel zurückblieb, sondern mit mir abreisete, was ich vergaß anzuzeigen. Als die Taufe der Wilden und die Trauung vollzogen waren, glaubten wir, daß seine Gegenwart nicht weiter nöthig wäre, und so gerührt er schien und auch wirklich war, als er in meiner Frage einen Missionsberuf zu finden glaubte, so ließ er sich doch leicht bereden, die Insel mit mir zu verlassen, und so verständig er auch sprach, so scheint seine Weisheit sich doch ausschließlich auf seinen Bekehrungseifer beschränkt zu haben, denn von bürgerlichen Einrichtungen sprach er mir nie, und brach kurz ab, wenn ich ihrer erwähnte. In Brasilien fand er ein Schiff, mit dem er nach Lisbona zurückkehrte, nachdem er meine Genehmigung verlangt und erhalten hatte, die ich ihm gern bewilligte, und kein Recht zu haben glaubte, sie[182] zu verweigern. So veränderte sich hier wieder seine Bestimmung, und ob er Lisbona erreicht hat, ist mir, wie alles, was ihn weiter betrifft, völlig unbekannt geblieben. Ich verließ also meine Insel, die ich so sehr geliebt hatte, ohne wirksam für sie zu sorgen und vor ihrem Untergang zu sichern, sogar ohne ihr einen Namen beigelegt zu haben, und hiermit wird der Leser wohl thun, sich nicht weiter um sie zu bekümmern, um den Irrfahrten eines sechszigjährien Abentheurers zu folgen, den Erfahrungen und Unfälle nicht weise zu machen vermochten, und doch, wie man zu sagen pflegt, mit mehr Glück als Verstand sein Vaterland wieder betrat.
Nachdem ich in Brasilien meine Geschäfte in kurzer Zeit beendigt hatte, segelten wir über die Atlantische See gerade nach dem Vorgebirge der guten Hoffnung, wo wir uns nicht länger aufhielten, als um Wasser und Lebensmittel einzunehmen. Die Fahrt war glücklich. Ueberhaupt schien es, daß die Unglücksfälle zur See nun vorüber waren, und ich solche fernerhin zu Lande bestehen sollte. Unser Fahrzeug, das eigentlich zum Handel bestimmt war, hatte bis dahin noch wenig Gelegenheit gehabt, sich damit zu beschäftigen. Ostindien war seine Bestimmung, und wir hatten zu dem Ende einen Supercargo an Bord, der ein feiner und geschickter Mann war. Wir beschleunigten unsere Fahrt, um so schnell als möglich die Küste von Coromandel zu erreichen, weil wir am Kap vernommen hatten, daß zwischen England und Frankreich der Krieg wieder ausgebrochen sey, und[183] daß erst seit Kurzem ein französisches Kriegsschiff von 50 Kanonen, das zwei große Kauffahrteischiffe begleitete, am Kap angelegt, und die nämliche Richtung genommen hatte, der wir folgten. Ich war daher nicht ohne Besorgniß. Indeß kamen wir glücklich, und ohne ihnen zu begegnen, wohin wir gedachten.
Ausgewählte Ausgaben von
Robinson Crusoe
|
Buchempfehlung
Der junge Chevalier des Grieux schlägt die vom Vater eingefädelte Karriere als Malteserritter aus und flüchtet mit Manon Lescaut, deren Eltern sie in ein Kloster verbannt hatten, kurzerhand nach Paris. Das junge Paar lebt von Luft und Liebe bis Manon Gefallen an einem anderen findet. Grieux kehrt reumütig in die Obhut seiner Eltern zurück und nimmt das Studium der Theologie auf. Bis er Manon wiedertrifft, ihr verzeiht, und erneut mit ihr durchbrennt. Geldsorgen und Manons Lebenswandel lassen Grieux zum Falschspieler werden, er wird verhaftet, Manon wieder untreu. Schließlich landen beide in Amerika und bauen sich ein neues Leben auf. Bis Manon... »Liebe! Liebe! wirst du es denn nie lernen, mit der Vernunft zusammenzugehen?« schüttelt der Polizist den Kopf, als er Grieux festnimmt und beschreibt damit das zentrale Motiv des berühmten Romans von Antoine François Prévost d'Exiles.
142 Seiten, 8.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.
434 Seiten, 19.80 Euro