Sechster Auftritt.

[90] Anna, Konrad zu ihrer Linken.

Konrad und Anna kommen umschlungen nach vorn.


Nr. 18. Duett.


KONRAD.

Nun bist du mein!

ANNA.

Ich ewig dein!

KONRAD UND ANNA.

Ich halte dich umfangen

Und alles Fürchten –

KONRAD.

Alles Bangen, vergessen ist's –

ANNA.

Vergessen ist's, vergessen ist's –

KONRAD UND ANNA.

Auf immer und vergangen!

ANNA.

Was mir gelobt dein treuer Mund,

Der Liebe heil'gen Eid –

KONRAD.

Den hat zum ew'gen Treuebund

Der Himmel nun geweiht.

ANNA UND KONRAD.

Was mir gelobt dein süßer Mund,

Der Liebe heil'gen Eid,

Den hat zum ew'gen Treuebund

Der Himmel nun geweiht. –

ANNA.

Nun bist du mein!

KONRAD.

Ich ewig dein!

ANNA UND KONRAD.

Ich halte dich umfangen,

Und alles Fürchten –

KONRAD.

Alles Bangen –

ANNA.

Vergessen ist's auf immer –

KONRAD.

Auf immer und vergangen!

ANNA UND KONRAD.

Vergessen ist's auf immer und vergangen!

Ja, alles Fürchten, alles Bangen,[90]

Vergessen ist's auf immer und vergangen!

KONRAD.

Die Stürme, die uns drohten, schweigen,

Ein neues Morgenrot erwacht;

Ich halte dich als mein eigen,

Gebrochen ist des Dämons Macht!

Was ich gelitten nie ermessen,

Wie qualvoll mir das Leben war,

Es ist vorüber, ist vergessen,

Ein freudig Herz bring ich dir dar. –

ANNA.

O laß uns niemals mehr gedenken

Der düsteren Vergangenheit,

Nicht mehr die Blicke rückwärts wenden,

Uns lächelt eine ros'ge Zeit!

An deiner Brust, an deinem Herzen

Geb ich der süßen Hoffnung Raum,

In Lust gewandelt sind die Schmerzen,

Mein früher Leben war ein Traum! –

Wenn ich ins Aug' dir schaue,

Trau so gern ich dir;

Mein Glück ich auf dich baue,

Mein Friede blühet hier!


Sie zeigt auf seine Brust.


Vereint mit dir, o welche Freude!

Die Liebe krönet heute,

Ach, ein unaussprechlich selig Paar!

KONRAD.

Wenn ich ins Aug' dir schaue,

Traue so gern ich dir;

Mein Glück auf dich ich baue,

Mein Friede blühet hier!


[91] Er zeigt auf ihre Brust.


ANNA.

Was mir im Herzen glühet,

Ist Liebe, treu und wahr!

KONRAD.

Und was mich zu dir ziehet,

Was dir im Aug', was dir im Auge glühet,

Ist Liebe, treu und wahr!

ANNA UND KONRAD.

Ist Liebe, treu und wahr,

Ja, treu und wahr.

Wenn ich ins Aug' dir schaue,

Traue so gern ich dir,

Mein Glück auf dich ich baue,

Mein Friede blühet hier!

ANNA.

Was mir im Herzen glühet –

KONRAD.

Ist Liebe, treu und wahr –

ANNA UND KONRAD.

Was mich zu dir ziehet,

Ist Liebe treu und wahr!

Ja, was dir im Auge glühet,

Ist Liebe, Liebe treu und wahr!

ANNA.

Wenn ich ins Aug' dir schaue –

KONRAD.

Traue –

ANNA.

So gern ich dir!

KONRAD.

Mein Glück auf dich ich baue,

Mein Friede blühet hier!

ANNA.

Vereint mit dir, o welche Freude!

Die Liebe krönet heute,

Ach, ein unaussprechlich selig Paar!

KONRAD.

Wenn ich ins Aug' dir schaue –

ANNA.

Traue –

KONRAD.

So gern ich dir!

Mein Glück auf dich ich baue,

Mein Friede blühet hier!

ANNA.

Wie schlug vor wenig Tagen

Mein Herz mir, ach, so bange!

KONRAD.

Ich durft es dir nicht sagen,[92]

Ich liebte dich schon lange!

ANNA UND KONRAD.

So treu und wahr! –

Wenn ich ins Aug' dir schaue,

Traue so gern ich dir;

Mein Glück auf dich ich baue,

Mein Friede blühet hier!

KONRAD.

Mein Friede blühet hier!

ANNA.

Mein Friede blühet hier!

KONRAD.

Dein Blick –

ANNA.

Dein Blick –

KONRAD.

Verheißt –

ANNA.

Mir Glück –

KONRAD.

Du gabst mir Ruh und Freud zurück!

ANNA.

Mein Herz –

KONRAD.

Klopft laut –

ANNA.

Vor Lieb' –

KONRAD.

Und Lust –

ANNA.

Mein Herz klopft laut vor Lieb' und Lust.

Es klopft laut –

KONRAD.

Vor Lieb und Lust –

ANNA.

Ja, es klopft laut –

KONRAD.

Vor Lieb' und Lust –

ANNA UND KONRAD.

Dein Blick verheißt mir Himmelslust,

Mir Himmelslust!


Sie wollen ab nach links vorn.

Stephan und die acht Brautjungfern treten ihnen entgegen.


Quelle:
Heinrich Marschner: Hans Heiling. Leipzig [1895], S. 90-93.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Mickiewicz, Adam

Pan Tadeusz oder Die letzte Fehde in Litauen

Pan Tadeusz oder Die letzte Fehde in Litauen

Pan Tadeusz erzählt die Geschichte des Dorfes Soplicowo im 1811 zwischen Russland, Preußen und Österreich geteilten Polen. Im Streit um ein Schloß verfeinden sich zwei Adelsgeschlechter und Pan Tadeusz verliebt sich in Zosia. Das Nationalepos von Pan Tadeusz ist Pflichtlektüre in Polens Schulen und gilt nach der Bibel noch heute als meistgelesenes Buch.

266 Seiten, 14.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon