Kinder am Ufer

[41] O sieh doch! siehst du nicht die Blumenwolke

Da drüben in dem tiefsten Weiherkolke?

O! das ist schön! hätt' ich nur einen Stecken,

Schmalzweiße Kelch' mit dunkelroten Flecken,

Und jede Glocke ist frisiert so fein

Wie unser wächsern Engelchen im Schrein.

Was meinst du, schneid' ich einen Haselstab,

Und wat' ein wenig in die Furt hinab?

Pah! Frösch' und Hechte können mich nicht schrecken –

Allein, ob nicht vielleicht der Wassermann

Dort in den langen Kräutern hocken kann?

Ich geh, ich gehe schon – ich gehe nicht –

Mich dünke, ich sah am Grunde ein Gesicht –

Komm laß uns lieber heim, die Sonne sticht![41]

Quelle:
Annette von Droste-Hülshoff: Sämtliche Werke in zwei Bänden. Band 1, München 1973, S. 41-42.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Gedichte (Die Ausgabe von 1844)
Gedichte
Sämtliche Gedichte (insel taschenbuch)
Geistliches Jahr: Gedichte (insel taschenbuch)
Die schönsten Liebesgedichte (insel taschenbuch)
Die schönsten Gedichte (insel taschenbuch)