Der Kehraus

[347] Es fiedeln die Geigen,

Da tritt in den Reigen

Ein seltsamer Gast,

Kennt keiner den Dürren,[347]

Galant aus dem Schwirren

Die Braut er sich faßt.


Hebt an, sich zu schwenken

In allen Gelenken.

Das Fräulein im Kranz:

»Euch knacken die Beine –«

»Bald rasseln auch deine,

Frisch auf spielt zum Tanz!«


Die Spröde hinterm Fächer,

Der Zecher vom Becher,

Der Dichter so lind,

Muß auch mit zum Tanze,

Daß die Lorbeern vom Kranze

Fliegen im Wind.


So schnurret der Reigen

Zum Saal raus ins Schweigen

Der prächtigen Nacht,

Die Klänge verwehen,

Die Hähne schon krähen,

Da verstieben sie sacht. –


So ging's schon vorzeiten

Und geht es noch heute,

Und hörest du hell

Aufspielen zum Reigen,

Wer weiß, wem sie geigen –

Hüt dich, Gesell!


Quelle:
Joseph von Eichendorff: Werke., Bd. 1, München 1970 ff., S. 347-348.
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