Damals

[30] Es war in schönen Tagen,

Als ich so mit ihr ging,

Mein Auge mit Behagen

An ihren Zügen hing.


Dort unter Schattenbäumen

War eine traute Bank,

Dort faßt ich ohne Säumen

Sie um die Hüfte schlank.


Ihr Köpfchen legt sie leise,

Erröthend sanft an mich,

Eine Thräne eine heiße,

Aus ihrer Wimper schlich.


In Armen halt ich selig

Das jugendreiche Kind,

Die Athemzüge zähl ich

Und schaue schier mich blind.
[30]

Ob sie mich liebt? Ich leide

Den Tod, o daß ich wüßt!

Da hatten wir uns Beide

Zu gleicher Zeit geküßt.

Quelle:
Ludwig Eichrodt: Leben und Liebe, Frankfurt a.M. 1856, S. 30-31.
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