Jaloux

[72] Hätt ich Flügel, hätt ich Waffen,

Wegzufliegen, oder keck,

Was ich wünsche, beizuschaffen,

O wir kämen bald vom Fleck –

O wir kämen bald zum Zweck!
[72]

Aber so nur zuzusehen,

Müssen sehen, und vergehen

So vor Wollen, Wuth und Wehen,

Und im Zirkel nur sich drehn,

Weiß der Teufel auszustehn!


Gänzlich unzufrieden bin ich

Mit mir wie ein lahmer Knecht,

Und was weiß ich, was beginn ich?

Hab ich Unrecht, hab ich Recht?

Würgen könnt ich mein Geschlecht!


Sie die Reizende, die Reine,

Die mir keinen Anlaß giebt,

Daß ich zürne, daß ich greine,

Die ich liebe, die mich liebt,

Hat mich so gekränkt betrübt.


Donnert Wolken doch zusammen!

Ozeane überschwellt!

Brechet aus, ihr Feuerflammen!

Praßle nieder, Himmelszelt!

Fahr in Asche, dumme Welt!

Quelle:
Ludwig Eichrodt: Leben und Liebe, Frankfurt a.M. 1856, S. 72-73.
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