Liebeslied

[7] Es ist so gut und leicht gesagt,

Ich liebe, liebe dich,

Man hat so schnell sich eingeliebt,

So ganz herzinniglich.

Man fällt sich um den Hals und küßt,

Bis man vor Liebe trunken ist;

Und kann sein Glück nicht fassen,

Und will sein Glück nicht lassen.
[7]

Und wenn man einmal Abschied nimmt,

Ist man zum Tod betrübt;

Da fühlt man erst, da weiß man erst,

Wie sehr man sich geliebt.

Man küßt sich fort und bleibt allein,

Man weint sich aus und schickt sich drein,

Und träumet unterdessen,

Und kann sich nicht vergessen.


Und süß ist auch, wenn aus der Fern

Die Grüße kommen, gehn –

Was aber drum am schönsten bleibt,

Das ist das Wiedersehn.

Da wird man stumm vor Schreck und Freud,

Und möcht in alle Ewigkeit

Sich aneinander weiden,

Und nun und nimmer scheiden.

Quelle:
Ludwig Eichrodt: Leben und Liebe, Frankfurt a.M. 1856, S. 7-8.
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