Nach einem »Volkslied«

[67] Hast in mir geweckt, was geschlafen still,

Die Glut flog auf, ich war so stark;

Sie war mein Bestes, was geschlafen still

Durch Seel und Mark.


Du hast geweckt, was geschlummert hat,

Mein kostbar Gut, und ich wußt nichts drum

Die Flamm flog auf, nun haucht sie matt,

Das Herz weinet stumm.


Du hütest nimmer mein Feuer und Glut,

Deine Glut verkühlet kalt und todt;

Was soll meine Flamme so heiß und gut,

So allein glühroth?


O fache sie an, o nähre du sie

Mit deiner Glut; sie brennt mich nun,

Versengt mir die Brust – o sag, o wie

Magst du so thun!


Bald muß sie sterben, dann weckt sie Niemand mehr,

Hat ausgetobt und wird kalt und todt,

Mein Herz wird leer, und schmerzt auch sehr,

War eh so glühroth.

Quelle:
Ludwig Eichrodt: Leben und Liebe, Frankfurt a.M. 1856, S. 67-68.
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