Ritter Nativus

[79] Du sollst mir den Gefallen thun,

Du augenschöne Maid,

Laß mich in deinen Armen ruhn

In stiller Heimlichkeit!

Wir kosen, wir scherzen,

Wir sinken selig hin,

Und lassen Herz an Herzen

Die süßen Stunden fliehn.
[79]

Wie traurig ist, wie trüb und trist,

Wie ohne Ziel und Zier,

Wie Freuden leer und ledig ist

Dies Alltagsleben mir!

Wie traurig, wie trübe,

Wie ohne Lenz und Licht –

Ein Leben ohne Liebe

Lohnt sich der Mühe nicht.


Es zündet schon der Abend traut

Die Himmelslichter an,

In grünen Wipfeln wird es laut,

Die Nachtigall voran.

Die schmeichelnden Winde

Verwehen die beste Zeit,

Komm an mein Herz geschwinde,

Du augenschöne Maid!

Quelle:
Ludwig Eichrodt: Leben und Liebe, Frankfurt a.M. 1856, S. 79-80.
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