Saitenlob

[197] Selig, wem in Lautenklängen

Seiner Seele Schmerz entflieht!

Wem gepflanzet tief im Herzen

Die Natur ein wuchernd Lied.[197]

Selig wem des Sanges Geister

Zu verstehen, ist gewährt –

Trauer schmilzt in weichen Tönen

Wonne wird im Lied verklärt.

Selig wer mit Lautenklängen

Seinen innern Sturm beschwört,

Daß im Handeln er geruhig

Und im Wandel unbethört;

Daß er frisch ein Lied des Muthes

Singt dem Tod ins Angesicht,

Selig wer auch Andern singend,

Ewgen Trostes Kränze flicht!

Quelle:
Ludwig Eichrodt: Leben und Liebe, Frankfurt a.M. 1856, S. 197-198.
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