|
1890
21. Oktober: Gerrit Engelke wird laut Taufschein in Hannover geboren.
1897
Engelke wird in die Bürgerschule für Knaben, heute Grundschule Alemmannstraße, eingeschult.
1901
Mitte April: Weil sich die Eltern nicht mehr verstehen, wandert der Vater nach Amerika aus.
1904
Weil Engelke sich schon frühzeitig selbst versorgen muss, kommt er nach dem Volksschulbesuch zu einem Malermeister in die Lehre. In seiner Geburtsstadt wird er dann Malerlehrling und -geselle.
Winter: Besuch der Kunstgewerbeschule Hannover. Weiter autodidaktische Bildung.
1905
Beginn einer Lehre als Anstreichergehilfe bei einem Malermeister.
1907
Erste Zeichnungen und ein Ölgemälde entstehen. Engelke besucht vermutlich die Abendkurse der Werkkunstschule in Hannover.
1908
Engelke besteht die Gehilfenprüfung für das Maler-und Lackierergewerbe und widmet sich Konzertbesuchen, der Malerei und der Literatur.
1909
Engelke arbeitet bei verschiedenen Malerbetrieben.
1910
Sommmer: Lebt zurückgezogen, in sporadischem Kontakt zu August Deppe und seiner Freundin Helene Kiem.
Seine Arbeit als Anstreicher und längere Phasen der Arbeitslosigkeit belasten und isolieren ihn. Engelke findet nur in einem engen Freundeskreis in Hannover, durch die Anerkennung seines engeren Freunde Richard Dehmel und Jakob Kneip die notwendige Resonanz und Bestätigung.
Ende September: Sein erstes Gedicht »Nacht - (Eine Hymne)« wird verfasst.
1911
Anfang November: Er verliert seine Arbeitsstelle und verkauft aus finanzieller Not seine Bücher.
1912
12. Juni: Er wird zum Krankenwärter der Garnison Hannover ernannt. Später arbeitslos, dann Mitarbeiter am »Hannoverschen Courier«.
Dezember: Engelke schreibt 25 Gedichte, unter anderen »Die Schöpfung«, das Eingangswerk seines späteren Gesamtwerkes »Rhythmus des neuen Europas«.
1913
Frühjahr: Engelke übergibt seine Gedichte Richard Dehmel in Blankenese.
26. Februar: Schreibt einen Brief an Richard Dehmel mit einer Bitte zur finanziellen und literarischen Unterstützung seiner angeblichen 110 schon fertigen Gedichte.
Anfang März: Aufenthalt in Hamburg-Blankenese bei Richard Dehmel.
7. Juli: Erneuter Aufenthalt bei Richard Dehmel. Arbeitslos.
Dezember: Engelke bekommmt finanzielle Unterstützung vom Fürsten.
1914
Januar: Vorbereitungen seiner ersten Gedichtsammlung »Dampforgel und Singstimme«.
Mitte Februar: Engelke fertigt mehrere gute Zeichnungen an und stellt den zweiten Teil von seinem Drama »Wala« fertig. Er schreibt zwei Aufsätze: »Zur Ausstellung von Litographien Eduard Munchs im Kestnermuseum« und »Drei Bücher«.
18. April: Dank der Vermittlung von Richard Dehmel werden 24 Gedichte Gerrit Engelkes ohne Nennung des Autors in der Zeitschrift »Quadriga« unter dem Titel »Dampforgel und Singstimme. Rhythmen« veröffentlicht. Ihm gelingt auch der Verkauf 70 seiner Zeichnungen an das hannoversche Kestner-Museum.
Mai: Aufenthalt in der Schloßmühle von Oranienstein bei Diez an der Lahn auf Einladung von Jakob Kneip.
Mitte Juni: Er bleibt auf der Reise zu seinem Freund Martin Guldbrandsen für ein paar Tage bei Richard Dehmel in Hamburg. Dort lernt er Helene Hilmann kennen, in die er sich verliebt. Später Ankunft in Faaborg, Dänemark. Beginn der Arbeit an seinem Roman »Don Juan«. Eine erste Kriegsskizze, »Die Festung« ist entstanden.
19. Oktober: Rückkehr nach Deutschland, wo er sich als Kriegsfreiwilliger meldet.
Nur einzelne Gedichte und Zyklen sieht er zu Lebzeiten gedruckt, auch kommt es zu einer Publikation mit Heinrich Lersch und Karl Zielke (»Schulter an Schulter. Gedichte von drei Arbeitern«, Jena).
Ausbildung als Infanterist in Flensburg. Einsatz als Soldat im Westen.
Mitte November: Engelke läßt alle Manuskripte aus Dänemark zur Aufbewahrung an Jakob Kneip senden. Er übersetzt den Aufsatz »Verschiedene Gesichtspunkte im Weltkrieg« des Dänen Georg Brandes ins Deutsche, und schreibt selber einen mit dem Titel »Eine neue Kunstwelt nach dem Kriege«.
1915
Veröffentlichung des Aufsatzes »Eine neue Kunstwelt nach dem Kriege« in der Zeitschrift »März«.
Aufenthalt in einem Massenquartier in Sonderburg, kontinuierliche Arbeit am »Don Juan« und an der Übersetzung der Brandes-Aufsätze. Urlaub in Hannover.
Februar-März: Engelke wird nach Gent verlegt. Besuch der Kathedrale St. Bravo und der Genter Gemäldesammlung.
31. März: Er nimmt an militärischen Einsätzen an der Front in Flandern teil.
27. April: Versand der vorläufig letzten Blätter mit »Don Juan«-Entwürfen an Frau Rody.
1916
Mitte September: Plant mit Kneips Unterstützung und auf seine Anregung hin eine Ausgabe seiner Gedichte im Insel-Verlag.
Oktober: Nimmt an den Kämpfen in Courcelles le Comte teil. Auf Urlaub in Schleswig, Hannover und Hamburg bei Jacob Kneip in Diez an der Lahn. Dann Einsatz an der russischen Front.
November: Im Quadriga-Verlag erscheint die Broschüre »Schulter an Schulter. Gedichte dreier Arbeiter« mit Gedichten von Engelke, Heinrich Lersch und Karl Zielke.
1917
April: Gescheiterter Plan, gemeinsam mit Jakob Kneip und Heinrich Lersch und mit dem Verlag der »Westdeutschen Arbeiterzeitung« eine Buchreihe und eine Zeitschrift herauszugeben. Erneuter Einsatz an der französischen Front.
Oktober: Unmittelbar vor Waffenstillstand Verwundung am Oberarm. Im Lazarett zu Hersfeld/Fulda schreibt er den Anfang von »Buch des Krieges«, das sich inhaltlich aus das Schicksal seines Freundes August Deppes bezieht.
November: Urlaub in Hannover und Diez, Bekanntschaft und Beginn eines intensiven Briefwechsels mit Annie-Mai Siegfried.
1918
28. Februar: Verlobung mit Annie-Mai Siegfried. Erste Kontake mit Carl Seelig und mit Heinrich Lersch.
30. April: Rückkehr an der Front.
20. Juli: Schreibt an dem Gedicht »An die Soldaten des großen Krieges«.
11. Oktober: Schwere Verwundung am Oberschenkel.
13. Oktober: Engelke stirbt in englischem Lazarett bei Cambrai/Frankreich. Er wird auf dem Kriegsfriedhof von Etaples/Boulogne begraben.
Buchempfehlung
»Es giebet viel Leute/ welche die deutsche poesie so hoch erheben/ als ob sie nach allen stücken vollkommen wäre; Hingegen hat es auch andere/ welche sie gantz erniedrigen/ und nichts geschmacktes daran finden/ als die reimen. Beyde sind von ihren vorurtheilen sehr eingenommen. Denn wie sich die ersten um nichts bekümmern/ als was auff ihrem eignen miste gewachsen: Also verachten die andern alles/ was nicht seinen ursprung aus Franckreich hat. Summa: es gehet ihnen/ wie den kleidernarren/ deren etliche alles alte/die andern alles neue für zierlich halten; ungeachtet sie selbst nicht wissen/ was in einem oder dem andern gutes stecket.« B.N.
162 Seiten, 8.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.
442 Seiten, 16.80 Euro