Der 45. Psalm

[837] Eructavit cor meum.


Ain Bräutlid von Christo vnd seiner Kirchen, unter dem Namen Salomons vnd seins Ehgemals.

Im Thon: Der Herr ist mein getreuer Hirt.


1.

Mein Herz tichtet ain feines Lid,

ich will sehr artlich singen

Von aim König vnd seiner Güt,

mein Zung mus sich erschwingen

Vnd wie ain Feder sein geschwind

welche ain guten Schreiber find,

mit GOT mus mir gelingen.


2.

Du bist der schönste ausberait

vnter den Menschenkindern,

Dein Lippen sint holtseligkait,

du kanst das härtest lindern.

Drum segnet dich GOT ewiglich:

o küner Held, gürt nun an dich

dein Schwerd vnd komm on hindern.


3.

Dein Hüften mit deim Schwerd bezir,

das ist ains Königs zirde:

Inn solchem schmuck müs glingen dir

vnd Triumpffirn nach Würde.

Zih einher der Warhait zu gut,

die Elenden bei Recht behut,

entlad sie jrer bürde.


4.

Prich ein mit Gnad vnd Grechtigkait,

mit warer sach herreite,

Güt vnd Warheit dein Wagen glait

auf recht vnd linker seiten:

So wird alsdan dein Rechte Hand

wunder beweisen durch all Land,

durchs Wort on alles streiten.


5.

Dein Pfeil so scharf vnd spitzig seint,

das Völker für dir fallen

Mitten vnter des Königs Feind,

weil auch dein Pfeil einfallen

Ins herz des Königs Feinden stark,

das sie durchtringen bain vnd mark,

lan jn dein weis gefallen.[837]


6.

O GOT, dein Stul vnd hoher Tron

immer vnd ewig pleibet.

Deins Reichs Scepter ist grad vnn schon,

welchs billichait nur treibet.

Du libest die Gerechtigkait

vnd Gotlos wäsen dir erlait,

dein Stab das Falsch vertreibet.


7.

Drum hat dich gsalbet GOT dein GOT

mit hohem frändenöle,

Mehr dan deine Geselln begnod,

das er dich höher zele.

Dein Klaidung eitel Mirren ist,

nur Aloes vnd Ambar frisch,

für Bisam ichs erwele.


8.

Wan du hertritst inn deinem pracht

aus Helfbainen Pallästen,

Da jder auf dich hat gros acht,

haben mit dir jr Feste,

Königs Töchter inn deim schmuck gehn,

ich sih die Braut zur Rechten stehn,

mit Gold gezirt aufs beste.


9.

Hör, Tochter, schau du drauf foraus

vnd naige deine Oren!

Vergiß deins Volks, deins Vaters Hans,

so hat dich auserkorē

Der König vnd wird lust dan han

an deiner Schöne! den bett an!

dan er dein Herr ist zworen.


10.

Das Volk vor Tyro wird da sein,

mit gschanken zu dir nähen,

Die Reichsten Völker tretten ein,

für deim Angsicht zuslehen:

Des Königs Tochter herlich schön

im jnnersten gemach pleibt stehn,

mit gulden Stuck versehen.


11.

Inn gstikten Klaidern man sie führt

zum König samt den Gspilen,

Die jr nachgehn, Hochzeitlich gzirt,

mit wonn vnd fräuden vilen,

Vnd gehn inn des Königs Pallast,

da sie han ewig Ru vnd rast,

kain kommer noch laid fülen.


12.

Du wirst an deiner Väter stat

die du hie hast verlasen

Vil Kinder krigen zur wolthat,

die wirst Ehren der masen,

Das du sie dir gleich König schäzst,

der ganzen Welt zu Fürsten sezst,

dan sie auf dich sich lasen.


13.

Ich aber will deins Namens Ehr,

o Herr, denkwürdig machen,

Von Kind zu Kindes Kind je mehr,

damit dir vm solch sachen

Die Völker danken jmmerdar,

das sie ladst zu der Hochzeit dar

die deinem Son thust machen.


Quelle:
Philipp Wackernagel: Das deutsche Kirchenlied von der ältesten Zeit bis zu Anfang des XVII. Jahrhunderts, Leipzig 1874, S. 837-838.
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