Das Sechtzehend Capitel.
Wie Grantgusier an erfindung Künstlicher Geseßwisch, seins Sönlins Gargantua wunderlichen Geyst erwischt.

[195] Zu endung der fünfften Jarzeit, als der Herr Grandgoschier von der ersigten Schlacht bei NullenPruck gegen die Gähnarrier wider gesund heimkeret, da besuchet er bald seinen Son Gurgellantua: Und ward ein solcher Vater eins solchen Sons hoch erfreuet: halset und küßt ihn, tätschelt ihn, pfetzelt ihn, kützelt ihn, hotzelt ihn, zopfft ihm das kien, klopfft ihm den hindern, begert doch kein Supp, und ward mit ihm zum Kind, fragt ihn allerley Kindische Fragen: Tranck auch ein zimmlichs mit ihm und seiner Warterin, dann ungetruncken gehts bei Gurgelgrossa unnd Gurgelstrosa nicht zu: Fragt demnach eygentlich seine abgenützte Schuhjungfräuliche Leibsgwardi under anderm, nach dem ers auffs Loch geküßt hat, ob sie sein Liebstes Kind auch sauber und rein hielten? Darauff antwort dz Gargantule. O Jungherrle gar Baurenpur wie ein Schindmesser, ich butz und schneitz mich hinden und fornen, aber fornen hat mans lieber: mein Naß gibt Thännen voll, weiß nicht obs schmaltz ist, es ist gelb wie Böhmisch Butter, und der Kindsdutter: Ich hab es also fein angestellet, das im gantzen Land kein sauberer Büblin zu finden, als ich, wie ich eingenestelt hie stehe, dann ich hab durch genaue erforschung die köstliche weiß, das Gesäß zuwischen erfunden, dergleichen nie ersehen worden. Wie die? Fragt der Vatter. Also antwort der Sohn.

Man sagt von des WeltPrintzen des Teuffels köstlichstem Arswisch, der sey armer Leut Hoffart: oder wie es M. Matheshans verquantet, An armer Leut Hofars, da wischt der Böse seine Lateinische kunst, und macht recht auß Hoffart, Hofars: Ich aber hab etwas bessers erfunden, dann ich hab mich etlich mal mit des Frauenzimmers Nasenfutern und Mundschleiern von Sammat, Taffat, Gallischen Schleyerleinwat und anders gewischt, und es mächtig gut befunden: dann die gelinde davon gab mir von unden auff ein unseglichen kitzeligen Lust, viel besser als das gemeyn gewisch von sonst[196] gelümp, da eim die fasen, zwischen der Kerben bleiben, oder sie sonst verwund: auch besser, als het ich alle Priff der Cantzelei erlesen, dann der Goldsand beißt wie Zänstumpffend Schlehenkompost dahinden: Auff einander mal nam ich darzu der Jungfrauen halßgolter unnd Übermüter, unnd war auch gut: Andermal ein Peltzen Prustthuch. Item die Carmosinen Orläpplin, aber das verguldet daran riß mir einmal ein flecken Pöllelin so hart hinweg, das es mir das gantz verpronnen hinderdorff schund: das Sant Tönigis Feur dem Goldschmid in arßdarm schlag, zu sambt der Frauwen die es getragen hat. Gleichwol that ich disem unrhat wider raht mit eins Jarkuchenjunckers unnd Hoffjungen hütlin, welchs fein auff Schweitzerisch mit der Feder geplümt war. Aber es gilt auffsehens mit den Guffen, daß sie eim nicht bestecken.

Demnach waren die Pauschen an den ärmelin auch edelmessig dazu: Item die beltzin Hauptlätz, Item die allerhand Fürtücher, die Augspurgisch Röckschlaiffen, die Pleigen, die Seiden Fransen, die Schermeusenhüt, doch ohn elenlange Hafften: Die Nackmäntelin, die einflechten, etc. Da dorfft ich nit besorgen, daß mir des Bapstes Oberster Culitergius unnd Mundcredentzer unnd Schermesser Reformirer den wisch vergifft.

Nachgehends als ich mein noturfft hinder ein Zaun thet, fand ich zu der hand ein Maulworff, mit Welchem ich mich seuberet: aber seine Kloen triben mir ein geschwulst im gantzen thal auff, aß wz ursach, das mag Levinus Lemnius von natürlichen heymlichkeiten erkündigen. Ich aber heilts auff morgen mit meiner Muter Hendschuch, die wolriechend gereuchert waren. Darnach wischt ich mich mit Sammatplumen, Haselnussenplätern, Wollkraut: welches des Ars scharlach ist, mit Kölkraut: daran einer nicht die finger bescheißt: dann man schreibt gemeynlich zum Laddrein, wilt die Finger behalten rein, so mach den Wisch nicht zu klein. Es thaten mir wol etwas wol an meinen Schenckeln, die Küwurtz, und die Walwurtz, aber ich bekam die Lombardisch Plutscheiß darvon. Sonsten etlich die färbten mir das Loch, das ich dahinden sah wie die Nörnbergischen Krampuppen under dem gesicht, wann sie ein Jar ein Mann gehabt haben, etlich pranten mir[197] Nesselblatern, das es sah als wann man mir Kirsenstein ins Andlitz hett geblasen.

Darnach braucht ich Jungfrauschwamen, die sie auff den Hobelwägen prauchen, auß Naßthüchlein macht ich arsthüchlein, auß Bettküssen Gesäsküssen: und gewiß es hat mir alles wöler gethan als den Reudigen das strigelen, und den Grindigen das strälen. Wiewol ich nicht wolt, das ich im Leib het, was sie mir ins Loch wünschen: Aber ist der Leib nicht mehr dann das Kleid? soll ich lang umb ein Wisch umblauffen: Das Schornsteinloch ist so wol ein stuck des Hauses als die Stegen, noch reibt man die Stegen unnd bedeckt den geribenen Stubenboden mit thüchern: solt es mein Loch nit besser werd sein: O als nur Wisch darauß gemacht, warauff die Welt groß acht. Auff grosser Leut pracht, Furtz ich das es kracht, wird es dann schon veracht, hat man doch nur eins Furtzs gelacht. Hei, Hei, was hört einer, sprach Grandgurglier, wie redstu so Naßweißlich von der Wischlichkeit: Aber welcher Naswisch ist dir am besten bekommen? Ich war botz Frantzosen, sagt Gargantua, und ihr solt noch einmal erfahren das tu autem: Ists nicht also, der Kopff am Krebs ist dem Ars gleich? Ich wischt mich etwann mit Häu, Stro, Woll, Zundel, Papir, Aber der reim heißt.


Wer mit Papir wischt das wüst Loch.

Laßt offt an kleppres Bißlein noch.


Was? sagt Grandbuchier, mein kleins Hodenmänlin, ich glaub du hast inn die Kannen geguckt? oder der Flaschen getretten auff den Riemen, dz du schon anfangst zu reimen? Ja bei Golle, antwort Gargantua, mein Kanniger Koniger König, ich reim uns das unnd noch viel mehr, und unter dem reimen raum ich die Kann offt sehr, und rhüm als dann des Bachi ehr, wann mir am gaum klebt der Ram von Traubenbör. Hui nun annen, lasset uns die reimen herumb rammelen und rommelen, dummelen unnd trummelen: Hört zu, die Magd hat Hummelen im gesäß, ich hab sie hören prummen Hört, hört ihr Herd Säu, wie die hinder Posaun so schön zum hauffen auffplaset, zu jedem ock und tritt und trott ein Fürtzlein, horcha.[198]


Scheißbock.Flugs noch.
Stinckbock.Trucks doch.
Finckkock.Das noch
Treckschnock.Her poch
Nun lock.Ein flock
Fartzglock.Fürtzglock.
Bucksloch.Holtzbock.
Rucks hoch.Das dir das Glock
Glucks koch.Feurschlag ins Loch.
Stopffsloch.Schornstloch.
Wisch doch.Betzloch.
Wesch noch.Mit flock.
Fartzbock.Mit Ploch.
Wa nochMit stock.
So pochtStopff noch.
Dein LochSo fegst nit vor deim
Schußloch. Zündloch.)tod das Loch.

Und wolt ihr noch weiters? Ja warlich, antwortet Grandbruchier: Ich hör dir lieber zu, dann daß ich dirs zuthu: Es gfalt mir, es geht fein von statten, besser als Pech von Hosen, unnd Filtzläuß von hoden: Nun wer sich schämt, leg ein Finger oder das gesäß auf die Naß. Da fing Gargantzsoffa an.


Rundreimen.

Schweißweis hab nechten ich den Zoll

Den meim gsäß schuldig bist empfunden,

Der gschmack thet mir gar selsam munten

Von gstanck war ich verstäncket voll:

O wann mir imans thet so wol,

Fuhrt mir zu, der ich wart zur stunden.

Ja Schmeisweiß.

So thet ich vor dem Faß den Punten,

Und sie müßt greiffen in das hol,

So heylet sie mir das geschrunden:

Ich seufftz nach ihr gantz wüst und doll

Ja Schmeisweiß.


Haha, sagt forthin meher das ich nichts könne: ich habs wol etwann besser gemacht. Aber weil dise grosse Gnadfrau hie zuhört, hab ichs im Seckel meiner gedechtnuß verhalten.

Laßt uns, sagt Grandgausier, also daß Pappenheimisch[199] fürnemmen forttreiben, ich will ein seidle Bacheracher zalen. Dann du hast so ein edelen verstand, du mein kleins Bäpstlin. Auffs nechst will ich dich für ein Meyster in kurtzweiligen künsten lassen mustern, magst leicht so wol bestehn als ein Bullatus Doctor. Dann du hast meh verstands als alters. Aber vollführ disen torscheculatifischen handel: Ich bitt dich darumb. So solt du bei meim Westfalischen Geißbart für ein Seidlin sechtzig Maß Weins haben. Und nemlich dises Beerweins, der an der Linden Hart wächsset. Ja des Rangenweins zu Dann, da steckt der Heylig Sanct Rango, der nimpt den Rang und ringt so lang, biß er einen rängt und trengt under die Bänck.

So trocknet ich mich, sprach Gargantua weiter, an die lange Schleyerstürtz, und gele Schleyerlin. Die Seidene, Sammate Pantöffelchen, die Sammete Täschlin, doch außgelehrt. Item streifft ihn an die durchsichtige Körblin: Aber es ist ein unholdseliger Wisch, ich wolt es keim meher rhaten. Item an die mancherley Hüt: Aber hiebei ist zumercken, das etliche beschoren sind, etlich Langzottig, etlich kraußwollig, etlich gebicht, etlich ungebicht, etlich Seiden, etlich spitzig: etlich Cardinalisch, etlich breitstulpig, etlich schmalstulpig. Die besten unter allen sind die harige und zottige, dann es macht ein reine abstersion der Fecalischen materi. Auch welchs euch wunderlich würd geduncken, ich prauch auch von wegen lindigkeit der Federn, das Federspiel. Auch Sammate Beltzmitzen, Herrenhäublin, der Fürsprechen Prifsäck, doch nicht ihr Zungen, die jener Maulschmirer fürs Gelt zum Geseßwischlichem prauch zuentlehnen begert: sie waren mir zu lind unnd weich, ich sorge sie zerführen mir untern händen: Aber sonst mußt herhalten, was zartlichkeit unnd wundersamens war, darmit man sich mutzet und spiegelt. Aber beschlißlich, so sag ich, unnd wils bei dem nächsten Kraistag, da man der Müntz unnd des Calenders halben eins wird, erhalten, das deßgleichen Wisch nicht sey als ein Riedisch Gänßlin wol bepflaumet, doch daß man ihm den Kopff zwischen die Bein steck, es dreimal umbtreh und entschleff. Unnd glaubt mir bey meinen ären, die mir am Korn wachssen, daß ihr davon ein wunderliche ergetzlichkeit empfindet, beide von wegen der senffte der Pflaumfederen, unnd auch der wol[200] temperirten Hitz, die der Vogel in ihm hat, welche leichtlich sich inn den Wolffsdarm füget, und von dannen inn andere Därm schlegt, biß sie gar inn die gegene des Hertzens unnd Hirns ziehet. Diß will ich so wol erhalten, als der da hielt, der gewissest glaub sey, ein Khu scheiß mehr dann ein Zeußlin.

Auch glaubt, bitt ich, bei Römischem Bannen und Predigkautzischem Dammen nicht, daß der Herhohen und Heydnischer HalbGötter glückseligkeit, die sie auff dem Elisischen, oder Elsessischem, oder, wie etlich wöllen, Schlesischem Feld haben, in geniesung ihres Affodillenkrauts, Ambrosien oder Amelprosam, unnd Nectar, oder Neckerwein stehe, wie jene alte Blindschleuch davon geaberwitzet haben: sonder nach meiner meynung, auff verbesserung, in gebrauch eins Nörlingischen Gänßlins, unnd daß heißt das Hälmlin durchs maul gestrichen, und nit das härin Seil durch den hindern gezogen, Und also halt auch Frater Johan Dunst auß Schotten darvon, in erklärung der Dionisischen heiligen Welt, von Signor Bagna Cavallo castigirt außgangen.

Quelle:
Johann Fischart: Geschichtklitterung (Gargantua). Düsseldorf 1963, S. 195-201.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Hume, David

Untersuchung in Betreff des menschlichen Verstandes

Untersuchung in Betreff des menschlichen Verstandes

Hume hielt diesen Text für die einzig adäquate Darstellung seiner theoretischen Philosophie.

122 Seiten, 6.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.

428 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon