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[417] In der mitte des untersten Hofes war ein herrlicher Pronnen von Alabaster: Und darauff die drey Gracie oder Gnadengöttin mit den Cornucopischen Zereshörnern des überflusses[417] eins guten Jars: Unnd gaben Wasser auß Prüsten, mund, oren, augen unnd andern öffnungen des Leibs. Umb diß gieng ein umbgang auff Cassidonischen und rot Marmolsteinin Seulen und schwibbögen: gemalt und geziert mit allerhand zincken, morchen, kolben unnd gehürn von Hirtzen, Gemsen, Einhörnern, Rhinoceroten, wasserpferden, Elephantenzänen, und anderm schauwürdigem schmuck. Das Frauenzimmer gieng vom Artica biß zum Mesembrinthurn, das ander hatten die Mansbilder ein: Und gleich gegen der Frauen Gemach über waren die Übplätz, Kampffplän, Pferdgericht, Thurnierschrancken, schaugerüst, die arm vom fluß, darinn sie schwummen, sampt wunderlichen Badstuben, von dreifachen oder geschraubtem getäfer, wie die ein Stub inn der Carthauß im kleinen Basel: wol gattirt mit allerley gesunden Wassern und Kräutern. Bei dem fürfliessenden bach aber lag der schön Lustgarten, darinn ein hüpscher Labyrint oder Irrgarten. Zwischen den andern zwen Thürnen hielt man das Katzenspil, und den grossen Ballenschlag: Neben dem Schreckdengast, war der Wasenhof voll fruchtbarer Bäum in der Ordnung gesetzt: zwischen dem tritten Thurn wäre der Schießrein von Büchsen, Armprosten und Bogen: Nah darbei der Marstall und die Jaghundsställ: gegen über das Federspil und die Vogelhäuser, welche järlich von neuen frembden Vögeln von Venedig, Candien, Schweitzergebirg Schwartzwald unnd Sarmatien besetzt und gemehrt worden. Alle Säl, Kammern und gemach waren mit vilerley Tapezerei behencket nach den vier Jarzeiten: alle Böden mit grünem thuch bedeckt: die bett alle mit umbhängen: Und in jedem Nebenkämmerlin ein Cristallen Spiegel, mit Gold und Perlen eingefaßt, so groß, das sich einer von fuß auff drin mocht besehen. Zu außgang der Säl des Frauenzimmers waren die Auffbutzerin, Auffzäumerin, Harkrauserin, Bisamreucherin, Hendschuchbeitzerin, Halsseifferin, Anstreicherin: Die mußten beid Mann und Frauen, wann sie zusamen spaciren wolten, vor zurüsten, auffraumen und behobeln: dieselbe besprengten auch allen morgen die Kammern mit Roßwasser, Fenchelwasser, Feielwasser und anderem: auch gaben sie einer jeden das köstlich Cassolette von allerhand Specerei ge macht.[418]
Die Frauen Kleideten sich erstlich nur nach ihrem wolgefallen: Damach aber worden sie nach ihrer freyen willigung reformirt in gestalt wie folget. Sie trugen weiß Scharlachen Hosen, die giengen gerad drey finger preit über die Knie: Die Hosenbendel waren eben der Farb, deren die Armband und Händschuch, unnd bunden sie kreutzweiß oben und unter dem Knie: die Schuch, Pantoffelchen und mäulen von rot Carmesinsammat zerschnitten wie ein Krebsbart: die Beltz von gutem Fäh mit Seidenschamlot überzogen: den überrock mit Gold und Silber durchsticktem Taffat, Grobgrän, Satin, Damast, unnd anderem neuerfundenem Carteck, auff alle Fest etwas besonders: köstlich Perlingestickte Haarhauben, und die sammete Paretlin darauff, auff die Meichßnisch art zur Seiten hangend, wie die Leipsische Jungfraukräntzlin zur Hochzeit: auch flinderfedern darauff, wie der Turgäuisch Adel, wan sie einmal inn ein Meß kommen: Item im Winter ein Nörnbergisch beltzen mäntelin von Zobeln, Genetkatzen, Calabrischen Martern, und anderm futer und gefüll: die Paternoster, Ring unnd Halsgeschmeyd, waren von guten Edelngsteinen: der Hauptschmuck nach gelegenheit der zeit: Im Winter auff die Frantzösisch, im Meyen auff die Spanisch, im Sommer auff die Toscanisch Manier: außgenommen auff Festen giengen sie Teutsch, weil es einfaltig erbar scheint, wie die Letze kirsenbeltz zu Straßburg. Die Männer hatten zu stumpften stammet, oder Särge, oder Scharlach: zu gesäsen, unnd Wammast Zendeldort, Toppeltaffat, gesträmten sammat, nach ihrem lust gestept, gefranset und zerschnitten: die Nestel von Seiden, nach der Hosen farb, mit silbern stefftzen: ihre röck, mäntel und kappen eben so statlich als der Frauen, mit guldinen knöpffen, oder dickbekrößten fransen, hafften, Ketten, wie die reichen Holsteinjunghern: der gürtel war des wammest farb, unnd das Wehr daran geetzt, conterfeit, versilbert und vergult, deßgleichen der Tolchen gar in die Saurmilch gestosen, zuzeiten in Kindstreck, wie der Schweitzer Pratfischtölchlin. Das paret aber fürnemlich von guten schwartzen sammat, mit einer schönen schnur von gulden spangen und bollen, dan das haupt, als ein sitz aller witz, billich an gelehrten und weisen Leuten zukrönen steht: darumb hat allein under den Göttern Mercurius[419] ein Hütlin auf, und darzu als ein guter Federfechter, Federn drauff: gleich wie auch unsere Mutwillige Ordensleut oder Gutwilligiter befidert warn, halb gelb unnd halb schwartz, nach des Reichs farb, auff Sächsisch, mit Schmaragden und Rubinen versetzt. Auch war ein solche vergleichung unter Mann und Frauen, daß sie täglich alle sampt inn gleicher Kleidung erschienen: Dann sondere Leut darzu bestellt waren, die es beiden theil ankündeten: Gleichwol mußt deßfalls alles nach des Frauenzimmers bedencken geschehen, dann die wissen Planetenmäßlich wol, welche verworffene Tag ein farb gut ist. Auch solt ihr nicht meinen, daß sie viel weil mit der rüstung zuprachten, als wann man eim Baier ein Harnisch soll anthun, sonder wißt, daß sie sondere Kleiderverwarer zu solcher Sacristei hatten, die es versahen. Umb den Forst zu Theleme, auff ein halbe Meil, war ein gantzer Flecken, darinn sasen nichts als Goldschmid, Guffenspitzer, Näherin, Seidenstrickerin, Edelgesteinhändler, Weber, Wircker, Schneider, Goldspinnerin, Sammatmacher, die all inns Kloster arbeiteten: Denen schafft Herr Nausicletus Schiffprächt genug zeugs, dann Järlich pracht er ihnen siben Schiff auß den Tanibaln und Perlininseln, beladen mit Kleinot, Margariten, Gulden Leinwat und roher Seiden. Wa etlich Perlin veralteten, und die recht weiß Farb nidit meh hilten, verneuerten sies bald durch ein neue Kunst, daß sie die eim schönen Hanen zu fressen gaben und ihm durch den magen lauffen lisen. als wan man die Falcken curirt, und als dann wider drauß lassen, wie die Apotecker dz Gold, die Landsknecht das Gelt, die Wurmsamenkrämer die Spulwürm, und die alte karge Euclyones die alte nägel auß den Katlachen: das ist ein kunst für die, so die rote Müntz Quecksilbern, unnd die leichte Kronen mit Orenschmaltz schmieren, unnd ihr Andlitz mit Bruntz weschen und den Leib inn öl baden. Inn summa ihr gantz Leben war inn kein Regel, gesatz noch ordnung eingefangen, sonder alles gieng nach eygenem willen: sie stunden auff wans ihnen geful on Mettenläuten, trancken, asen, Zechten Arbeiteten, schlieffen wann ihnen der Lust kam: Keiner weckt sie, auch kein Han: Keyner nötigt sie zutrincken, wie auch nit zu feisten. Also hets Gurgellantua geordnet: Unnd ihr gantze Regul war inn dem spruch,[420] Thu was du wilt. Was dein Hertz Stillt. Dann ein Adelicher mut, thut ungezwungen das gut: genötet heißt getödtet: was man verbeut, das thun erst die Leut: Darumb man sie treibet unnd trübet, dasselb ihnen geliebet: Nitimur in vetitum. Wir schwimmen gern wider den Stram. Durch diese Freyheit kamen sie dahin, das was einem gefuhl, dem andern nicht mißful, was der jung Themistocles wolt, das wolt sein Muter, was sein Muter wolt, das wolt auch der alt Themistocles, und was diser alt wolt, das wolt der gantz Rhat zu Athen, und also was die jungen legten, mußten die alten prüfen: wann einer oder eine sagt, wolauff laßt uns trincken, so trancken sie alle wie die Gänß: wann einer ginet, unnd göwet, so göbeten sie all: Wolten sie jagen, so sassen die Frauen auff ihre Zelter, zohen Hirschen Händschuch an und ein Sperber drauff. Sie waren also geschickt, das keine, geschweig einer, war, die nicht schreiben, geschweig lesen, auff allen Instrumenten spilen, mit fünff sprachen reden, schöne Prieff, orationen, gespräch und Reimen stellen konnt, besser als im Thresor des Amadys. Begab sichs dann, das jemands auß demselben Stifft tretten wolt, so nam er mit ihm eine, oder einen, auff die er oder sie, sein oder ihre andacht gelegt hat, hinauß, unnd worden zusamen verheuraht: unnd hatten sie vor freundlich miteinander zu Willigmut gelebt, so lebten sie darnach inn der eh noch freundlicher, der letzt tag ihrer eh war ihnen so freudig als der erst. Ich kan auch nicht underlassen, inn folgendem Capitel eudi ein AEnigma oder Knorrenknochig Inwolckerisch vergriffen Scirpescrupisch Rhäters oder Rhätzal zubeschreiben: welches in einer Kupfferin Blatten im Fundament gedachter Abtei ist gefunden worden: Unnd dasselb lautet wie folget.
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