[145] Von diesem Augenblicke an, vermied sie mich eben so absichtlich, wie ich sie suchte, und ich war nahe daran, mit Friedrich einerley Schicksal zu haben: als ich mich noch zur rechten Zeit eines Mittels erinnerte, das ein sehr erfahrner Mann, mir als untrüglich empfohlen hatte.
»Röschen!« – sagte ich eines Tages zu ihr; als sie sich abermahls aus meinen Armen wand. »Du hast Recht! mein Stand wird eine ewige Scheidewand zwischen uns bleiben! – Nein! ich will dich nicht unglücklich machen! – Wohlan! ich entsage dir! Du bist mir von nun an heilig!« –[145]
Ihre Bestürzung war zu groß, als daß sie hätte gewahr werden können, wie scharf ich sie beobachtete. Schweigend, mit niedergeschlagenen Augen, schlich sie in ihr Kämmerchen; während ich mit triumphirendem Lächeln mich zurückzog, um meines Sieges desto gewisser zu bleiben.
Es war unverkennbar! mit jedem Tage kam ich ihm näher. Zwar schien es, als hätte ich aller Hoffnung auf ewig entsagt – keinen Blick, kein Wort, viel weniger eine Berührung erlaubte ich mir. Mein Ton, der anfangs noch etwas zärtlich wehmüthiges hatte, ging allmählich in den freundlich ruhigen Ton eines milden, gütigen Herrn über: und in wenig Wochen war keine Spur mehr von unserm vorigen Verhältnisse zu entdecken.
Das war zu viel für Röschen! das hatte sie nicht erwartet. – Wie! gar keine Klagen! – keine Verzweiflung? – so ruhig,[146] so schnell, so ganz und gar konnte ich ihr entsagen! –
Sie ertrug es nicht; – die Rosen ihrer Wangen verblühten, das schöne Feuer ihrer Augen erlosch, und bald wurde ihre Gesundheit so sehr angegriffen, daß sie das Bette nicht mehr verlassen konnte.[147]