[142] Friedrich hat Recht! – dachte ich – seinen Kopf muß man nun freylich nicht darauf setzen; aber zum Spas kann man doch sehen was an der Sache ist. –
»Höre! Röschen! – sagte ich am folgenden Morgen; als ich ihr im Garten begegnete – man hat dich erschrecklich bey mir verklagt.«
»Bey dem gnädigen Herrn?« – fragte sie; und ward roth bis an die Augen.
Ich. Ja! bey mir. Du bist ja ein entsetzliches Mädchen! bringst alle Männer zur Verzweiflung. –
Sie. Oh da hat gewiß Friedrich einmal wieder geschwatzt! der hat immer dummes Zeug im Kopfe!
[142] Ich. Er findet dich liebenswürdig! kannst du das dumm nennen? das thut mir leid! – da wirst du mich auch dumm, sehr dumm nennen müssen! –
»Ach!« – rief sie lebhaft – »mit dem gnädigen Herrn, das ist ja ganz was anders!« –
»Wirklich? liebes Mädchen!« – sagte ich; indem ich ihre Hand zärtlich in der meinigen drückte, und meinen Ton so treuherzig als möglich zu machen suchte.
Mit dem Tone gelang es mir so ziemlich; aber ich mogte doch ein gewisses schalkhaftes Lächeln bey ihrer Naivetät nicht ganz unterdrückt haben. Sie fühlte jetzt was in ihrer Antwort lag, und ihre Verwirrung war unbeschreiblich.
»Habe ich dich böse gemacht? mein süßes Mädchen!« sagte ich; und fand meinen Ton jetzt meisterhaft – »wie innig leid würde mir das thun!« –[143]
»Ach Gott nein!« – antwortete sie – »ich bin nur böse auf mich selbst, weil ich immer so schwatze wie es mir in den Mund kömmt.«
»Thue das immer lieber Engel!« – fuhr ich fort; indem ich meinen Arm um ihre Hüften schlang. –
»Niemand kann es besser mit dir meynen als ich. Sieh mich als deinen Freund, als deinen Bruder an!«
»Ach lieber Himmel!« – unterbrach sie mich – »wie könnte ich denn das!«
»Das kannst du! das mußt du!« – wiederholte ich; und drückte schnell einen Kuß auf ihren niedlichen Mund.
Sie verschwand mit einem Schrey; und ich ärgerte mich, durch eine einzige Aufwallung beynahe alles verdorben zu haben.[144]