Drittes Kapitel.

[96] Der Bräutigam trat herein; man schlug ihm das Licht aus der Hand, und die Thüre wurde verschlossen. – Bist du da, süßes Mädchen? rief er, und stürzte auf das Bette zu. Die Alte kroch unter die Decke und gab keine Antwort.

Du sprichst nicht? fuhr er fort: aber ich fühle dein armes Herzchen klopfen! Er legte seine Hand an ihre Brust und fieng an, sich[96] auszukleiden. – Fürchte dich nicht, mein holdes Kind! – Du bist ja meine liebe kleine Braut! – Ich will dir was recht schönes erzählen! Nicht? Du wirst sehen, es wird dir gewiß gefallen.

Er wollte seine Erzählung anfangen, aber die Alte verstand unrecht, gab ihm einen herzhaften Stoß und sprang zu dem niedrigen Gartenfenster hinaus. – Emilie! Beste Emilie! rief er außer sich, und folgte ihr. – O mein Kind! Wozu die Weitläufigkeit? Warum fliehst du mich? Bin ich nicht dein Mann? Habe ich nicht ein Recht auf deine Zärtlichkeit? Warum willst du mir die schöne Rose entziehen, nach der ich so lange geseufzet habe? Ach halt ein! Du wirst dich erkälten, süßes Kind!

Aber das süße Kind ließ sich nicht stören und lief immer im Garten herum. Wollte er wohl oder übel, so mußte er hinter ihr drein, ohne sie erreichen zu können. Endlich sah er sie in das Haus springen und folgte ihr auf den Fersen nach.

Die spaßhafte Dame hatte alles beobachtet und beschloß nunmehr, dem Schabernack ein Ende zu machen. Sie führte daher die wirkliche Emilie in das Brautgemach, und Herrmann zitterte vor Freude. – Warte nur, Puttchen![97] sagte die Dame: das Hähnchen soll dich schon zum Lachen bringen.

Quelle:
Christian Althing: Dosenstücke, Rom; Paris; London [o.J.], S. 96-98.
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