Drittes Kapitel.

[87] Sie schlug die Augen nieder, und der Hauptmann drehte seinen Hut hin und her. – Ich wollte es Ihnen wohl sagen, fuhr er fort, aber Sie müssen es nicht übel nehmen.

Sie: Nein, wenn ich kann, so will ich's gewiß nicht übel nehmen.

Er (heimlich): Machen Sie mich zu Ihrem Freunde.

Sie (lächelnd): Nun das konnten Sie ja laut sagen.

[87] Er: Aber –

Sie: Nun?

Er (heimlich und bedeutend, indem er sie küßte): Der kleine Freund hat auch eine Bitte.

Sie: Und was fehlt ihm denn?

Er: Ein Zimmerchen, wo er logiren kann.

Sie (lächelnd): Und das soll ich ihm geben?

Er (immerfort küssend, wovon man aber keine Notiz nehmen will): Sie haben ja so ein kleines, niedliches, allerliebstes –

Sie: Nun, weil Sie so schon bitten können: ich will sehen, was ich thun kann. Sagen Sie ihm nur, er soll wieder zufragen: heute geht's nicht, denn der Alte kommt wieder: aber morgen Vormittag.

Er: Liebes englisches Weibchen! Der arme kleine Freund wird ganz außer sich sein; er wird Decken hoch springen, wenn ich's ihm sage.

Sie: Er soll sich nur keinen Schaden thun, hören Sie! – Nun morgen punkt zehne.

Der Hauptmann war entzückt. – Wir haben Posto gefaßt! rief er: und morgen wollen wir's Defilee passiren.

Die schone Seilerin war nicht weniger zufrieden. – Es ist doch ein charmanter Mann, dachte Sie: wie er's verblümt zu geben weiß![88] – Man sagt, sie habe die ganze Nacht vom kleinen Freund geträumt. –

Quelle:
Christian Althing: Dosenstücke, Rom; Paris; London [o.J.], S. 87-89.
Lizenz:
Kategorien: