Sechstes Kapitel.

[122] Antonio kam endlich mit wohlgefüllter Bota zurück. – Por Dios! Por Dios! rief ihm der Wirth auf dem Saale entgegen: was ist in meinem Hause vorgefallen?

Was denn? fragte der betrunkene Schuster gleichgültig.

Der Wirth: Der Herr da oben –

Antonio: Nun?

Der Wirth: Por Maria santissma! Aus Sodom und Gomorra muß er sein!

Como? fragte Antonio gleichgültig.

Nun Burro! entgegnete der Wirth: Hab' ich's nicht durch's Schlüsselloch gesehen, wie er[122] euren Neffen – Versteht ihr's nun? – Oder seid ihr selbst von der höllischen Brüderschaft? – Aber noch heute, voto a Dios! noch heute meld' ich's, wo ich's zu melden habe4.

Meinen Neffen? Meinen Neffen? wiederholte der Schuster unaufhörlich: o per la virgen del Carmen! Es ist meine Hure von Frau!

Der Wirth: Eure Frau? Eure Frau? Und hat Hosen an?

Antonio: Eben deswegen! Eben deswegen! Ach pobre de mi! Ach ich sterbe vor Wuth! – Wo ist sie? Wo ist sie, die Hure?

Halt, halt! sagte der Wirth, und faßte ihn bei den Armen. Keinen Spektakel! Wenn es eure Frau ist, nun so habt ihr's nicht besser haben wollen.

Antonio brach jetzt die Thüre ein, aber er kam zu spät. – Ich glaube, Sie träumen! rief ihm Don Manuel entgegen: ihr Neffe kriegte die Colik, und ich gab ihm Tropfen.

Laßt's gut sein, Gevatter! sagte der Wirth: wenn's nur geholfen hat! – Therese lächelte und schien ihm Recht zu geben, um der Sache ein Ende zu machen. Nach vielem Streiten verglich[123] man sich. Der Schuster bekam hundert Piaster; Therese zog als Haushälterin zu dem Kaufmann, und alle Parteien waren zufrieden.

Es lebe der heilige Isidro! riefen sie jubelnd, und nie ist ein Tag vergnügter beschlossen worden.

Fußnoten

1 Ein spanischer Fluch.


2 In seiner Venus Urania II. Band. Siehe den Abschnitt: der unnennbare Genuß.


3 Kunstausdrücke des begeisterten Herrn von Ramdohr.


4 Er spielt auf die Inquisition an, die kein Spanier gerne beim Namen nennt.


Quelle:
Christian Althing: Dosenstücke, Rom; Paris; London [o.J.], S. 124.
Lizenz:
Kategorien: