[177] Es war ein schöner Herbstabend, und Frau von P. saß im Garten und dachte an ihren Liebling. Herr von P. besah seine Stuterei. Auf einmal bließ ein Posthorn, und aus den Staubwolken wurde eine Equipage sichtbar. Sie hielt an dem Hause, und alle Bedienten stürzten hinzu.
Herr von K. mit seiner Schwester; sie kommen aus dem Bade. Kaum waren sie angemeldet, als ihnen Herr und Frau entgegen eilten. Herr von K. war ein rüstiger Jäger, und seine Fräulein Schwester eine sehr interessante Figur. Man hatte viel zu fragen, und noch mehr zu erzählen. Doch schien Fräulein Julie ein wenig schüchtern zu sein, da sie erst vor kurzem aus der Provinz gekommen war.
Man setzte sich zu Tische, Frau von P. konnte nicht satt werden, das Fräulein anzusehen. Sie fand so täuschende Aehnlichkeiten; sie hatte so süße Erinnerungen, und mußte dennoch selbst darüber lächeln. Aber auch das Fräulein schien viel Zärtlichkeit für sie zu haben; sie drückte ihr häufig die Hand, und sprach fast beständig mit ihr.
So kam eilf Uhr heran, und es war endlich[178] Zeit, schlafen zu gehen. – Ich habe eine Bitte an Sie, allerliebste Freundin! lispelte das Fräulein: es ist mir un möglich, allein zu schlafen; wollten Sie mir ein Plätzchen in Ihrem Zimmer einräumen?
Mit Vergnügen! antwortete Frau von P. erröthend: es stehen gerade zwei Betten darin.
Bon soir Mesdames! – Die Herren blieben noch bei ihren Bouteillen, und die beiden Damen traten in ihr Zimmer.