Drittes Kapitel.

[69] Es war ein großes zweischläfriges Bette, wie man es auf dem Lande zu finden pflegt. Der Graf streckte sich phlegmatisch neben sein schönes Weibchen, und fieng den Augenblick zu schnarchen an. So wenig sie dieses erwartet hatte, so geduldig mußte sie sich's gefallen lassen. Sie tröstete sich indessen mit seinem baldigen Erwachen, und hoffte ihn nachher desto munterer zu sehen.

Unter diesen süßen Gedanken war sie eingeschlafen, als der Graf leise aus dem Bette schlüpfte. Kaum hatte er sich vor Ungeduld halten können; endlich schien die glückliche Minute gekommen zu sein; es schlug halb zwölf Uhr, und alles war still im Hause. Er nahm seinen Mantel um, öffnete die Thüre ohne Geräusch, ließ sie offen, und schlich auf den Zehen in Riekchens Kammer.

Bist du da, liebes Riekchen? rufte er leise; und in dem Augenblick umarmte sie ihn. Ihre Küsse, ihre Liebkosungen flogen den seinigen entgegen. Er faßt sie an, trägt sie in das Bette,[69] und eilt, ihr tausend schöne Dinge zu sagen. O ihr ohnmächtigen Schwätzer! Ohne diese Beredsamkeit werdet ihr kein Herz rühren.

Quelle:
Christian Althing: Dosenstücke, Rom; Paris; London [o.J.], S. 69-70.
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