33. Dreien Schwestern

[505] So freundlich, so geneigt, so gütig an Geberden,

so zart, so tugendhaft, so götlich um und an,

als keine Göttin nicht geschätzet werden kan,

so hochbegabt seid ihr, ihr Gratien der Erden,
[505]

die durch die Himlischen mehr himlisch täglich werden,

die ihre Schwestern sind. Es glaubt es Iederman,

daß die Vollkommenheit sich ganz in euch vertan

und muß es auch der Neid bekennen ohn' Beschwerden.


Euphrosyne ist keusch, Thalia zart und schöne,

Aglaia from und gut. Diß liebliche Getöne

von so viel Tugenden macht eine Harmonei


mit solcher Treflichkeit in euren dreien Leibern,

daß Orpheus sich befragt bei allen klugen Weibern,

ob seiner Harfen Klang in euch verwandelt sei?


Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 505-506.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Deutsche Gedichte
Deutsche Gedichte