Scena II.

[34] Vlrich, Adelhard.


VLRICH.

Nv bin ich jetz zu Buchhorn hie,

Wil thun als hab ichs gsehen nie,

Vnd ziehen ein Nebelkappen an,

Vnd strack dem Schloß zu fürthin gahn,

Mich vnder d Bettler eynhin mengen,

Vnd durch den armen hauffen trengen.

Botz guter Jahr, habs wolgethan,

Sieh ich nit dort mein lieben Sohn?

Es ist für war mein Adelhart,

Den triff ich an ohn all gefährt.

Ich gang hinzu vnd sprich jhn an,

ADELHART.

Was ist das für ein Bettelman?

VLRICH.

Gnädiger Her, ach standet still,

Vnd theilend mit vmb GOTteswill.

ADELHARD.

Gang dort zu jener Kirchen hin,

Da wirstu haben Brot vnd Wein,

Vnd was du dann begerest mehr,

VLRICH.

Verzeihet mir Gnädiger Herr,

Ich bin vor niemals hie gewesen,[34]

ADELHART.

Dort wirstu deiner Bitt genesen.

VLRICH.

Ich kom erst her auß frembden Landen,

Vnd weiß nit wem ich nach soll wandern.

ADELHARD.

Geh hin, dort wirst Almusen hon,

VLRICH.

Mein GOTT, er geht dahin mein Son.

Er kent mich nit, hab kaum enthalten,

Die Zähern mein, laß gleich GOTT walten.

Wil gehn zur Kirchen in der gstalt,

Fraw Wendelgard ersehen balt.


Quelle:
Nicodemus Frischlin: Fraw Wendelgard. Stuttgart 1908, S. 34-35.
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