Epilogus.

[61] So hat nun dieses Spiel ein end,

Darinn werden drey Stück ernennt,

Daß Erst, bey diesem Grafen gut,

Ein jeder faßt eins Helden Mut,

Ihm gleich zu sein mit rechtem Glantz,

Setz Leib vnd leben in die Schantz.

Beschütz vnd bschirm sein Vatterland,

Mit Hertz vnd Mut vnd gwerter Hand.

Vnd ob er gleich in Vnfal graht,

Kein sichernuß seins lebens hat,

So leid ers doch mit aller Gduldt,

Vnd harr allweg auff Gottes Huldt,

Der wirt jhm helffen zu seiner zeit,

Vnd jhm beystehn in allem streit,

Erretten auß seiner Feinde Hand,

Vnd widerbringen ins Vatterland.

Zum Andern, sollend sich anschawen,

Bey Wendelgard, all ehrlich Frawen,

Daß, was an jhr gefallen hat,

Sie auch beweisen mit der That,

Ihr trewe Lieb behalten rein,

In guter hut, vnnd in gemein,

GOTT fürchten in aller Zucht vnd Ehr,

Sein Wort behalten vnd sein Lehr,

So werden sie recht selig werden,

In jenem Lebn, vnd hie auff Erden.

Zum Letsten, lehrt vns Salomon,

Der from Bischoff mit seinr Person,

Was eines Bischoffs Ampte sey,

Vnd wie er sich soll halten frey,

In allem Leben, in allem Lassen,

Damit er wandl auff rechter Strassen.

Dann was diß gewesen für ein Mann,

Nach lengs ich euch erzehlen kan.[61]

Von Ramschwag war der Herr geborn,

Ein edler Freyherr außerkorn,

Der sich von seiner ersten jugend,

Geflißen hat Zucht, Kunst vnd Tugend.

Dann zu Sanct Gallen er studiert,

Vnd da ein Geistlich Leben gführt.

Man zeigt auch noch auff diesen Tag,

Im selben Kloster, wie die Sag,

Ein gschrieben Buch auff Pergament,

Das er gemacht vor seinem End.

Er war verstendig, weiß vnd klug,

Darzu gelehrt mit allem fug,

Friedliebend, vnd darzu sanfftmütig,

Nit prächtig, vnd gar Ehrnbütig.

Vnd wie jhr von jhm selbst gehört,

So hat jhn GOTT also gemehrt,

Mit fünff Römischer Keyser Macht,

Den er gedient ohn allen Pracht,

In Kirchen, vnd in jhren Cantzleyen,

Das er zwölff gwaltiger Abteyen,

Vnds Costentzer Bistumb erlangt,

Damit er doch mit nichten prangt.

Hielt sich in seinem Kloster gern,

Thät sein Conuentuales lehrn,

Wie sich ein jeder halten solt,

Wenn er Gott trewlich dienen wolt.

Er laß jhn für, wie jetzund gschicht,

Auff einer Schul die wol angricht.

Wolt Gott es weren jhm geleich,

All Bischoff in dem gantzen Reich.

Es würd villeicht jetz beßer stohn,

Mit der zertrenntn Religion,

Dauon ist gnug, Ich geh daruon.


Ende.
[62]

Quelle:
Nicodemus Frischlin: Fraw Wendelgard. Stuttgart 1908, S. 61-63.
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