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[243] Stechbüchlein für die Junggesellen. Frisch, fröhlich und frumm, ist aller Jünglingen Reichthum, wer in der Liebe will glücklich seyn, muß lieben Eine nur allein. Gedruckt in diesem Jahr, da es gut stechen war. Auf der Kehrseite des Buches: Stechbüchlein für die Jungfern. Jungfernlieb und Rosenblätter, verkehrt sich wie Aprillenwetter, Unbeständigkeit und Wankelmuth, thut in dem Lieben niemal gut. Gedruckt in diesem Jahr. Nürnberg.


Ein Witzturnier, Jungfern und Junggesellen rennen, ihre Speere sind kleine, spitze Epigramme, mit denen sie sich einander bügellos zu machen ringen, der Kampfrichter aber ist der Zufall. Das Buch enthält ein halb hunder solcher Epigrammen beiderlei Geschlechts; die Spielenden wählen blind Welche sich heraus, und das Ungefähr hat dann dem Ganzen seine Pointe und die allgemeine Lache zuzugeben. Der Witz in dem Buche ist Volkswitz, mit ganzem Leibe mögte er witzig seyn, und so kömmt auch der ganze Leib in's Spiel. Der Inhalt mehr oder weniger glücklich, die Versification aber meist leicht und gewandt, und eine frühere Zeit verrathend.


Junggesell.


Du thust schon tragen einen Degen,

Da du solltest das Häuslein fegen,

Du thust dich stellen eben prächtig,

Bist aber keinem Mägdlein mächtig,

Laß dir nicht graußen grober Gesell,

Daß man dich zu den Narren stell,

Dann schau nur tapfer um dich her,

Du findst deines Gleichen noch wohl mehr.


Jungfer.


Du bist eine lose Schwätzerin,

Auf Knaben richtest deinen Sinn,

Die aber deiner gar nicht wollen,

Weil dir dein Bäuchlein ist geschwollen,

Nicht genug ich mich verwundern kann,

Daß du dich noch darfst sehen lahn.

Hast gewiß dein Tag viel Böß verricht,

Weil du keinem Menschen trauest nicht.

Quelle:
Joseph Görres: Die teutschen Volksbücher, in: Joseph Görres, Gesammelte Schriften, Band 3: Geistesgeschichtliche und literarische Schriften I (1803–1808). Köln 1926, S. 243.
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