6.

[144] Im Schatten der Platane

Hält von der Reise Last

Die kleine Karawane

Zu Nacht ums Feuer Rast.


Zum Pfühle dient der Rasen,

Zur Seite blitzt die Wehr;

Die müden Rosse grasen

Entsattelt um uns her.


Schlaf liegt auf allen Wimpern;

Nur unser Wächter dort

Scheucht mit Gitarrenklimpern

Den Druck vom Auge fort.


Ich seh' noch, wie die Flamme

In Aschen rot verglimmt,

Und hinterm Bergeskamme

Empor der Halbmond schwimmt.


Dann, wie durchs Laub der Bäume

Der Nachtwind schauernd rinnt,

Hüll' ich mich ein und träume

Von dir, mein deutsches Kind.

Quelle:
Emanuel Geibel: Werke, Band 2, Leipzig und Wien 1918, S. 144.
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