Siehst du das Meer?

[73] Siehst du das Meer? Es glänzt auf seiner Flut

Der Sonne Pracht;

Doch in der Tiefe, wo die Perle ruht,

Ist finstre Nacht.[73]


Das Meer bin ich. In stolzen Wogen rollt

Mein wilder Sinn,

Und meine Lieder ziehn wie Sonnengold

Darüber hin.


Sie flimmern oft von zauberhafter Lust,

Von Lieb' und Scherz;

Doch schweigend blutet in verborgner Brust

Mein dunkles Herz.

Quelle:
Emanuel Geibel: Werke, Band 1, Leipzig und Wien 1918, S. 73-74.
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