14.

[47] Nun winkt's und flüstert's aus den Bächen,

Nun duftet's aus dem Tal herauf;

In ungestümer Sehnsucht brechen

Die Knospen und die Herzen auf.


Des Hirsches Trott erklingt im Walde,

Im Blauen schifft der wilde Schwan,

Den Älpler treibt's zur sonn'gen Halde,

Der Schiffer löst den schwanken Kahn.


Das sind die alten Zauberlieder,

Die hell ins Land der Frühling singt,

Daß tief durch alles Leben wieder

Ein ungeduldig Hoffen dringt.


Und in das schallende Getriebe

Hineingezogen wallst auch du

Und suchst, o Herz, das Haus der Liebe

Und pilgerst nach dem Land der Ruh'.

Quelle:
Emanuel Geibel: Werke, Band 2, Leipzig und Wien 1918, S. 47.
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