22.

[52] Seiner Tage dunkles Ringen,

Seines Volks Begehr und Streit,

Alles mag der Dichter singen,

Aber viel gehört der Zeit.


Mag er zorn'gen Kampf erheben,

Wenn's der Augenblick gebeut;

Doch dazwischen soll er weben,

Was sich fort und fort erneut.


Denn es werden einst Geschlechter,

Die auf seinen Siegen stehn,

Ungerührt im wunden Fechter

Nur ein prächtig Schauspiel sehn.


Das nur wird durch ihre Reihen

Gehn mit vollem Widerklang,

Was er von den ew'gen Dreien,

Gott, Natur und Liebe, sang.

Quelle:
Emanuel Geibel: Werke, Band 2, Leipzig und Wien 1918, S. 52.
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